/Gunnar Beck: AfD-Kandidat soll Professorentitel zu Unrecht führen

Gunnar Beck: AfD-Kandidat soll Professorentitel zu Unrecht führen

Einer der Europakandidaten der AfD, Gunnar Beck, trägt seinen Professorentitel in Deutschland möglicherweise zu Unrecht. Der Neusser gelte in seiner Partei als Europarechtsexperte und werde stets als Professor vorgestellt, berichtet der Deutschlandfunk. Bei einer Universität in London trete er zwar als sogenannter Reader in Erscheinung. Daraus lasse sich in Deutschland aber kein Professorentitel ableiten. Das habe das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium dem Sender bestätigt.

Ein Parteisprecher wird dementgegen zitiert, die Tätigkeit eines Readers entspreche der eines Professors in Deutschland. Zum Professor wird man hierzulande von einer Hochschule berufen. Die Aufsicht führen die Wissenschaftsministerien.

Auch dass sich Beck bei Auftritten im Wahlkampf und in
Internetangeboten der AfD als “Fachanwalt für Europarecht” bezeichnet,
ist laut Deutschlandfunk unzulässig. Ein Sprecher der
Bundesrechtsanwaltskammer sagte dem Sender, die Bezeichnung als Fachanwalt sei in Deutschland
berufsrechtlich geschützt. Einen “Fachanwalt für Europarecht” gebe es
nach deutschem Recht nicht.

AfD nennt Bezeichnung “juristisch schwierig”

Beck kandidiert auf Platz zehn der Liste der AfD für die Europawahl. Damit hat er den Umfragewerten zufolge gute Chancen auf ein Mandat. In den Präsentationen der Partei wird er als Professor geführt. Die Wählerinnen und Wähler werden das bis zum 26. Mai auf den Stimmzetteln auch so vorfinden, da sich die Wahlunterlagen nicht mehr ändern lassen. Die Grünen werfen Beck und der AfD Rechtsbruch vor. “Akademische Titel vorzutäuschen, ist eine Straftat”, sagte die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/die Grünen, Britta Haßelmann. Damit kandidiere Beck zu Unrecht.

Ein Sprecher der AfD sagte ZEIT ONLINE, Beck habe den Professorentitel aufgrund seiner Tätigkeit an der SOAS Universität London bei der Partei als Berufsbezeichnung angegeben und nicht als akademischen Titel. Juristisch gesehen sei der Fall wegen der Streitfrage, ob er den Titel als Berufsbezeichnung oder als akademischen Grad angab, “in der Tat schwierig”. Dass der Professorentitel in Deutschland “ein Titel ist, zu dem man berufen wird, das hat Beck nicht bedacht”, sagte der Sprecher. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion,
Bernd Baumann, sagte, die AfD sei zwar die einstige Professorenpartei,
doch Berechtigung der Professorentitel prüfe man bei den Kandidaten der Partei nicht im Einzelnen.

Auch andere Parteien mussten sich mit dem akademischen Titel von Spitzenfunktionären befassen: So geriet der heutige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) 2014 wegen seines Doktortitels in die Kritik und verzichtete schließlich freiwillig. Wissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) wurde er entzogen.

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