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Bike-Sharing: Neben der Spur

Das Aufräumen hat mehr Zeit gekostet als das Verteilen: Im August 2017 brachte der asiatische Sharing-Anbieter Obike seine Räder nach München, Mitte 2018 ging das Unternehmen insolvent und nun sind fast alle der 7.000 silberfarbenen Fahrradleichen mit den quietschgelben Felgen aus München verschwunden. Ein Spediteur sammelte in den vergangenen Wochen Tausende von ihnen ein.

Obike hatte die Räder in einer Hauruck-Aktion ungefragt in München abgestellt und später sich selbst überlassen – sehr zum Ärger des Radverkehrsbeauftragten Florian Paul und den Menschen der bayerischen Landeshauptstadt. Viele waren schnell kaputt gegangen und im Gestrüpp gelandet, sie hingen in Bäumen, an Straßenschildern oder versanken in der Isar. 

Damals, im Herbst 2017, herrschte Goldgräberstimmung im Geschäft mit Mieträdern. Kleine Start-ups hatten riesige Flotten in asiatischen Metropolen auf die Straßen gebracht. Auf der Suche nach neuen Märkten drängten sie auch nach Deutschland, wo nur das Angebot der Deutschen Bahn und das des Leipziger Unternehmen Nextbike als Konkurrenten warteten. Oftmals kamen aber mehr Räder, als der Markt vertragen konnte. Vielerorts stapelten sie sich in Hinterhöfen und am Straßenrand. Obike etwa lud nicht nur in München zu viele Leihräder an den falschen Stellen ab. Und das kam nicht gut an: Städte und Gemeinden reagierten auf die Entwicklung und verschärften Vorschriften für die Anbieter, um den Ansturm zu bremsen.

Viele Anbieter sind gescheitert

Ein Jahr später ist von der Aufregung wenig übrig geblieben. Dass nun auch Uber in Deutschland in das Geschäft mit Fahrrädern einsteigt, war den meisten Medien nicht mehr als eine kleine Meldung wert.

Von den vielen Anbietern aus Asien namens Ofo, Obike, Yobike, Bluegogo oder Hellobike, die weltweit in die Metropolen drängten, schaffte es viele erst gar nicht nach Deutschland oder sind inwischen weitergezogen. Ofo, lange Zeit eines der beiden größten
Bike-Sharing-Unternehmen der Welt, war nur drei Monate lang in Berlin
mit 3.000 Rädern unterwegs. Dann packte das Unternehmen seine komplette europäische Flotte ein und schaffte die
Räder zurück nach Asien. Obike aus Singapur ist inzwischen
insolvent. Auch das deutsche Start-up Byke hat sich aus vielen Städten im
Ruhrgebiet und dem Rhein-Main Gebiet zurückgezogen und ist
nur noch in Frankfurt am Main unterwegs.

“Als die Bike-Sharing-Welle vor zwei Jahren losging, haben die
Vertreter aus Asien viel Druck gemacht”, erinnert sich Kölns Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers. Sie
wollten zügig ihre Flotten auf die Straßen bringen. Im Nachhinein war
das viel Lärm um nichts. Schlussendlich brachte nur Mobike seine Räder
in die Stadt. Der Anbieter Donkey Republic aus Dänemark war mit 150
Rädern zwar eine Weile vor Ort, ist aber nach ein paar Monaten wieder
abgezogen.

Die Sharing-Anbieter hatten sich als Partner der Städte vermarktet und
versprochen, mit ihren Flotten einen Teil des Verkehrsproblems
zu lösen. Ob mit den Mobike-Rädern tatsächlich Autofahrten ersetzt
werden, kann Jan Wilk, der neue General Manager von Mobike in
Deutschland, nicht sagen. Diese Daten würden nicht erhoben. Allerdings
stellt er fest, dass inzwischen die meisten Ausleihen morgens zur
Hauptverkehrszeit und nachmittags beim Rückweg stattfänden.

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