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WG-Castings: Die Rocky Horror Casting Show

“Bei der Besichtigung einer Vierer-WG in Hamburg empfing mich der Hauptmieter. Schon seine E-Mail, die ich vor dem Casting bekommen hatte, klang ziemlich trocken. Auch beim persönlichen Treffen wartete ich vergeblich auf den üblichen Small Talk. Statt nach meinem Studium oder meinen Hobbys zu fragen, erklärte mir der Typ direkt mal, wie ich Klo und Dusche zu putzen hätte. Als er mir die Küche zeigte, entschuldigte er sich für ein herumstehendes Glas, aus dem etwas Wasser auf den Tisch geschwappt war. Dann zückte er die Hausordnung: knapp zwei Seiten voller Regeln für die WG. Da stand zum Beispiel, dass man beim Kochen die Küchentür schließen müsse und Knoblauch nur in einer Dose lagern dürfe. Als ich erwähnte, dass ich einen Freund in Bremen habe, der mich ab und zu am Wochenende besuchen würde, sagte er: ‘Wenn er öfter als einmal im Monat kommt, steigen die Nebenkosten.’ In der halben Stunde, die ich da war, stellte er mir keine einzige Frage. Stattdessen erklärte er die korrekte Kündigungsfrist: ‘Anderthalb Monate, falls du gleich wieder ausziehen willst.’ Wahrscheinlich war er es schon gewohnt, dass seine Mitbewohner schnell das Weite suchen. Ich brauchte wirklich dringend ein Zimmer, aber als ich aus der Tür raus war, dachte ich mir: ‘Oh Gott, hier bitte nicht!'”
Valeska, 25, arbeitet als Grafikdesignerin in Hamburg. Sie sagte der WG ab und fand eine andere. Knoblauch lagert sie dort in der Obstschale.

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