/Sexueller Missbrauch: Anklage zu Fall Lügde steht bevor

Sexueller Missbrauch: Anklage zu Fall Lügde steht bevor

Die Ermittler haben die Anklageschrift zu den Fällen sexuellen Missbrauchs im nordrhein-westfälischen Lügde an die Staatsanwaltschaft Detmold sowie an weiteren Prozessbeteiligte übergeben. Dies berichten das Westfalen-Blatt sowie die Neue Westfälische. Demnach dürften in den kommenden Tagen die ersten Anklagen in dem Fall erhoben werden.

Seit Ende vergangenen Jahres hatten die Behörden wegen vielfachen Kindesmissbrauchs ermittelt und machten ihre Arbeit Ende Januar publik. Nach Informationen des Westfalen-Blatts wurden bislang 41 Opfer identifiziert, die zur Tatzeit zwischen drei und vierzehn Jahre alt waren.

41 Opfer in den vergangenen zehn Jahren

Wie die Zeitung weiter berichtete, richten sich die Ermittlungen gegen insgesamt acht Beschuldigte. Als Hauptverdächtiger gilt ein Dauercamper, der bereits in den Neunzigerjahren Kinder missbraucht haben soll. Diese Fälle sind verjährt, die Ermittler konzentrierten sich deshalb auf den strafrechtlich relevanten Zeitraum der vergangenen zehn Jahre. In deren Verlauf soll der 56-Jährige auf seiner Parzelle auf dem Campingplatz Eichwald in der ostwestfälischen Stadt 28 Opfer missbraucht haben. Zudem soll er missbrauchte Kinder dazu gezwungen haben, an anderen Kindern Sexualstraftaten vorzunehmen.

Diese Taten soll der Mann nicht allein begangen haben. Zwei seiner engsten Komplizen sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft. Einer von ihnen soll in dem fraglichen Zeitraum selbst 18 Kinder missbraucht, der andere Kindesmissbrauch live im Internet verfolgt haben.

“Es ist unfassbar, was sich in Lügde in den letzten 30 Jahren zugetragen hat”, zitiert die Neue Westfälische Rechtsanwalt Peter Wüller, der vier der mutmaßlichen Missbrauchsopfer vertritt und sich hier auf die sehr frühen, aber strafrechtlich nicht mehr relevanten Verdachtsfälle bezieht. Er bestätigte der Zeitung den Erhalt der Anklageschrift und zeigte sich demnach fassungslos über den Fall. “Es ist für mich unvorstellbar, dass niemand auf dem Campingplatz, auf einem so begrenzten Areal, etwas mitbekommen hat von diesen Straftaten”, sagte er demnach. “Es wird einem schlecht, wenn man das liest”, sagte Wüller. Auf dem Campingplatz fanden demnach Missbrauchstaten jeglicher vorstellbaren Art statt.

LKA-Ermittlungen sollen verstärkt werden

Für die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist aus dem Missbrauchsfall längst auch ein Polizeiskandal geworden. Unter anderem verschwanden 155 bei dem Dauercamper sichergestellte CDs
und DVDs aus einem Asservatenraum, mehrere Beamte von der Polizei Lippe
wurden bereits versetzt oder suspendiert. Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) musste in mehreren, von der Opposition beantragten Sondersitzungen des Landtags Rede und Antwort stehen – unter anderem auch dazu, warum Polizei und Jugendämter früheren Hinweisen nach Missbrauch nicht nachgegangen sind.

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, soll nun die Zahl der Ermittler gegen Kinderpornografie im Landeskriminalamt (LKA) mehr als verdoppelt werden. Demnach sind bislang zwölf Beamte vorwiegend mit der Sichtung und Bewertung von Fotos und Filmen mit kinderpornografischem Inhalt befasst und sollen demnächst von 20 zusätzlichen Kolleginnen und Kollegen unterstützt werden. Wie ein Ministeriumssprecher der Zeitung sagte, wurde die Stellenausweitung bereits im Herbst 2018 angeordnet – also bereits vor Bekanntwerden des Missbrauchsskandals von Lüdge.

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