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e.Go Life: Der Porscheschreck ist auf der Straße

Mit einem Hupen fährt Armin Laschet durch Werk 1 des
Elektroauto-Start-ups e.Go Mobile AG
in Aachen Rothe Erde. Die Mitarbeiter
stehen Spalier und klatschen. Kurz zuvor hat der Ministerpräsident von
Nordrhein-Westfalen als erster Privatkunde den Schlüssel für den e.Go Life von
Unternehmensgründer Günther Schuh erhalten. Sogar eine persönliche Widmung hat
Schuh seinem Duzfreund aus der Düsseldorfer Staatskanzlei auf dem Auto
hinterlassen. Der Name Konrad ist auf Laschets e.Go zu lesen, eine Anspielung
auf Konrad Adenauer, den ersten Bundeskanzler der Republik. Der CDU-Politiker dankt und spricht vom neuen Zeitalter der
E-Mobilität.

Die PR-Maschine für das günstigste E-Auto läuft schon länger. Aus der offiziellen
Werkseröffnung im vergangenen Jahr machte Schuh, Ingenieur und Professor für Produktionssystematik
an der RWTH Aachen, ein Event. Schon damals war er sich mit Laschet
einig: Hier in Aachen Rothe Erde wird Autogeschichte geschrieben. Vor vier
Jahren hat Schuh die Firma gegründet, nun hat er seinen Cityflitzer zu
Serienreife gebracht. Ehrgeizig und doch ein Jahr später als geplant.  

Was erwartet die etwa 3.300 Kunden,
die das Auto vorbestellt haben? Bei einer Testfahrt macht der e.Go Life
einen überraschend spritzigen Eindruck. Das Auto wurde nach SUV-Vorbild etwas
höher gebaut, um ein möglichst komfortables Ein- und Aussteigen zu ermöglichen. Trotzdem liegt es glatt auf der Straße, sicherlich auch wegen der für ein Auto
dieser Größe ungewöhnlich breiten Bereifung. An der Ampel springt der Motor
sofort an, volles Drehmoment, in der Ausführung mit 60 Kilowatt beschleunigt der e.Go
Life seine 1,2 Tonnen geräuschlos von null auf 50 in 3,4 Sekunden.
“Porscheschreck” nennt Schuh seine Erfindung. Seine Leidenschaft für den
Sportwagen aus Stuttgart hat der Porsche-Fan auch im Design verewigt. Die
Wölbung über den eingelassenen Frontscheinwerfern ist eine Art
Hommage an den legendären 911er. Ansonsten hat der italienische Designer Wert
auf eine Mischung aus sportlichem Look und niedlicher Anmutung
gelegt.

Angetrieben wird der Cityflitzer über die
Hinterradachse, was das Fahrzeug sportlich macht. Für
E-Autos ist das eher außergewöhnlich. Die Steuerung spricht gut an, auch wenn sie sich
anfangs etwas schwerfällig anfühlt. Drei Fahrmodi bietet die Automatik, die
sich im Fahrgefühl durchaus deutlich unterscheiden. Wer den schwarzen
Schalthebel nach oben tippt, kommt in den Sportgang. Beim Anfahren wird die Beschleunigung durch sanftes Drücken in den
Sitz angenehm spürbar. Im Modus Comfort und Eco sinkt der Verbrauch und die
Energierückgewinnung arbeitet. Laut Faktenblatt verbraucht der e.Go Life 16,2
kW auf 100 Kilometern.    

Günstiges Elektroauto

Der e.Go Life sei ein “Jedermann-Auto”, das vor
allem für die Stadt und kurze Strecken konzipiert sei, betont Schuh. Das
spiegelt sich in der Reichweite wider. Mit der 23,5 kWh Batterie schaffte
er im WLTP 145 Kilometer Reichweite. In der Basisversion mit 20 kW sind es
100 und in der 40-kW-Variante 113 Kilometer. Die Batterie kann über die
Steckdose aufgeladen werden. Wer im heimischen Carport schneller laden will,
dem bietet das Unternehmen für 549 Euro eine Wallbox an, die die
Lithium-Ionen-Batterie mit 3,7 kW auftankt.

Der e.Go Life mit 60 kW kostet in der Basisversion
19.900 Euro. “Es ist das günstigste Auto bei den Kosten pro Kilometer, das
derzeit zu haben ist”, preist der Erfinder sein Fahrzeug an.

Elektromobilität – Auslieferung von günstigerem Elektroauto gestartet
Der Kleinwagen “e.Go” ist dank kleinerer Batterien wesentlich günstiger als Elektromodelle der Konkurrenz. Dafür hat er eine Reichweite von nur 100 Kilometern.

© Foto: Marius Becker

Doch der günstige Preis macht sich auch bemerkbar. Der Innenraum des Dreitürers ist
spartanisch ausgestattet. Das klappenlose Handschuhfach und die Mittelkonsole
mit USB-Stecker erinnern an gängige Verbrenner aus der Kleinwagenkategorie wie
etwa den VW up! oder den Peugeot 107/Citroën C1. Fahrer mit über 1,80 Meter
Körpergröße müssen den Sitz ganz nach hinten fahren, für die Beine des
Mitfahrers dahinter bleibt dann kein Platz mehr. Für einen Ausflug mit der
ganzen Familie ist das Auto ganz sicher nicht gemacht, das aber hat Entwickler
Schuh auch nie behauptet. Auch beim Innenraumkonzept steht Effizienz im
Vordergrund. Bei Bedarf lässt sich das Kofferraumvolumen von 140 auf 640 Liter
erweitern.

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