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USA und China: Der Traum vom amerikanischen iPhone

Es sollte ein großer Coup für Apple werden: Ein MacBook “montiert in den USA” – das versprach Unternehmenschef Steve Jobs schon 2012 öffentlichkeitswirksam in einem TV-Interview. Seit Jahrzehnten hatte Apple fast die gesamte Produktion seiner Erfolgsprodukte nach China verlagert. Ein Umstand, den heute auch US-Präsident Donald Trump regelmäßig kritisiert. Vier Jahre bevor Trump ins Weiße Haus einzog, wollte Apple beweisen, dass sich Elektronikprodukte auch in den USA herstellen lassen.

Das im texanischen Austin hergestellte MacBook kostete damals 3.000 US-Dollar. Doch die Produktion lief alles andere als glatt, wie die New York Times kürzlich recherchierte. Offenbar gelang es Apple lange nicht, eine für die Montur erforderliche Schraube in ausreichender Stückzahl bereitzustellen. Es fehlte an Zulieferern, die dazu in der Lage waren, das erforderliche Kleinteil herzustellen. Die Produktion stockte lange. Sieben Jahre später wird das US-MacBook zwar noch immer hergestellt, allerdings ist das Modell laut Angaben der New York Times seit 2013 nicht mehr aktualisiert worden, die Verkaufszahlen sind mau. 

Man könnte das Scheitern des US-MacBooks als kleine Anekdote der Tech-Industrie abtun – oder aber darin eine Erklärung für das US-Handelsbilanzdefizit sehen, das trotz protektionistischer Politik des US-Präsidenten im vergangenen Jahr ein Zehnjahreshoch von 621 Milliarden Dollar erreicht hat. Vor allem die Handelslücke mit China – die mehr als zwei Drittel des Gesamtdefizits ausmacht – ist Donald Trump ein Graus. Er war angetreten mit dem Versprechen, das Handelsdefizit zu verkleinern. Kurz vor den am Donnerstag beginnenden Handelsgesprächen mit der Pekinger Regierung twitterte Trump am Montag erneut über das Handelsdefizit: “Wir werden das nicht mehr zulassen”. 

Die Lücke entsteht vor allem durch den Massenimport von Unterhaltungselektronik wie Smartphones und Computer, die US-Unternehmen fast ausschließlich in Südostasien herstellen lassen. In diesem Produktsegment importierten die USA 2018 Waren im Wert von knapp 213 Milliarden Dollar aus China. Ein iPhone made in USA – das sollte die Verhältnisse doch zumindest ein wenig geraderücken können.

Den USA fehlen Produktionsketten

Donald Trump ist nicht der erste Präsident, der auf diese simple Idee gekommen ist. 2011 fragte sein Amtsvorgänger Barack Obama Apple-Chef Steve Jobs: “Was braucht es, um iPhones in Amerika herzustellen?” Jobs’ kurze Antwort: “Diese Jobs kommen nicht zurück.”

Das sieht auch Wayne Lam so. “Die Verlagerung nach Fernost ist ein natürlicher Verlauf der Globalisierung”, sagt der Analyst für kabellose Kommunikation vom Informationsdienst IHS Markit. Lams Argumente für die Verlagerung der Arbeitsplätze klingen bekannt. In China seien die Löhne einfach niedriger. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Denn Apples Probleme mit dem US-MacBook stammten nicht allein aus den Produktionskosten. Es war offenbar schlicht unmöglich, in den USA eine zuverlässige Produktionskette aufzubauen.

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