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Analphabetismus: Millionen Deutsche können nicht lesen und schreiben

6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht richtig Deutsch lesen und schreiben. Von ihnen haben mehr als die Hälfte Deutsch als Muttersprache. Das geht aus einer vom Bundesbildungsministerium geförderten Studie hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt und am Dienstag vorgestellt wird. Insgesamt haben 7,3 Prozent aller Erwachsenen mit Deutsch als erster Sprache nur geringe Lese- und Schreibfähigkeiten.

Schwierigkeiten mit dem Lesen deutscher Texte haben vor allem Migranten. 47,4 Prozent der der Menschen, die nicht Deutsch und Lesen können, haben einen Migrationshintergrund und als erstes eine andere Sprache gelernt als Deutsch. Von diesen 2,9 Millionen Menschen sind knapp 78 Prozent nach eigenen Angaben in der Lage, in ihrer Muttersprache anspruchsvolle Texte zu lesen und zu schreiben.

2011 hatten insgesamt noch 7,5 Millionen Menschen nur geringe Lese- und Schreibfähigkeiten, also etwa 1,3 Millionen mehr. Zu dieser Kategorie gehören all jene, die einzelne Sätze lesen oder schreiben können, aber keine zusammenhängenden Texte verstehen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) nannte den Rückgang einen “Erfolg für unser Bildungssystem”. Es müsse jedoch noch weitere Verbesserungen geben, insbesondere bei Menschen mit Migrationshintergrund.

62,3 Prozent der Betroffenen sind laut der Studie trotz ihrer Lese- und Schreibschwäche erwerbstätig. Mehr als jeder Fünfte hat keinen Schulabschluss, weitere zwei Fünftel haben nur einen geringen.

Auch bei jenen Erwachsenen, die zwar zusammenhängende Texte verstehen, aber dennoch nicht gut lesen und nur sehr fehlerhaft schreiben können, gab es einen Fortschritt. Hier verringerte sich die Anzahl von 13,4 Millionen im Jahr 2011 auf nun 10,6 Millionen Menschen.

Enttabuisierung von Lese- und Schreibschwäche sowie mehr und bessere Angebote zum Lernen spielen laut Ministerium eine Rolle beim Rückgang der Zahlen. Studienautorin Anke Grotlüschen sagte, die Fortschritte gingen mit besseren Schulabschlüssen und einer höheren Erwerbsbeteiligung einher.

Für die Studie wurden im Sommer 2018 rund 7.200 Deutsch sprechende Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt. Für die Befragung mussten die Menschen ausreichend Deutsch sprechen, um einer etwa einstündigen Befragung folgen zu können.

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