/“Tatort” Berlin: Die Rede ist von Flamingo Ringo

“Tatort” Berlin: Die Rede ist von Flamingo Ringo

Die Berliner Tatort-Folge
Der gute Weg (rbb-Redaktion: Josephine Schröder-Zebralla) kann so nur in Berlin anfangen:
Highlife in der Großstadt, Hochbahn, Leuchtschrift und Abhang in den
verschiedenen Formen metropolitaner Lebensentwürfe: Ausgang, Dealen, Spätkauf,
Betteln. Und so weiter. 


Matthias Dell schreibt seit 2010 wöchentlich über "Tatort" und "Polizeiruf 110". Auf ZEIT ONLINE seit 2016 in der Kolumne "Der Obduktionsbericht".

Matthias Dell schreibt seit 2010 wöchentlich über “Tatort” und “Polizeiruf 110”. Auf ZEIT ONLINE seit 2016 in der Kolumne “Der Obduktionsbericht”.
© Daniel Seiffert

Die Geschichte selbst regrediert aber fix in ein
Kammerspiel, das so auch in Tübingen denkbar wäre. Eine Polizeistreife,
darunter der Rubin-Sohn Tolja (Jonas Hämmerle), muss eine Ruhestörung
bearbeiten, die erstaunlich entschieden eskaliert. Obwohl der Lumich Yakut Yavas (Rauand Taleb) zunächst
versichert, die Musik runterzudrehen, lässt sich Polizist Stracke (letzte Woche
erst als Gerichtsmediziner Falko Lammert in Dresden:
Peter Trabner) nicht besänftigen und marschiert ein.

Um auf einen Drogendeal zu stoßen. Stracke erschießt den
einen Verbrecher, während Yavas ihm nur ins Bein feuert – der Kollegin Ehlers
(Anna Herrmann) und Rubin junior dagegen auf die Brust. Immerhin trägt der
Filius der Kommissarin Schutzweste.

Was folgt, sind Rochaden mit der Vergangenheit. Der Fall
(Drehbuch: Christoph Darnstädt, Regie: Christian von Castelberg) spielt
tatsächlich nur auf dem Bierdeckel von Beziehungen, die fünf Personen in der
Wohnung untereinander haben. Und allein durch die zufällige Anwesenheit von
Young Rubin gibt es eine zweite Erzählung zu der Variante, die Stracke auftischt,
der seine Kollegin Ehlers loswerden wollte – in einem Tauschhandel mit Yakut
Yavas, der als Polizeiinformant seinerseits Interesse daran hatte, den
Clan-Vetter in der Küche unter einem Vorwand aus der Welt geschafft zu kriegen.

Obwohl Der gute Weg
ein übersichtlicher Fall ist, werden konstant Sachen ermittelt (die
Personenkonstellation, die in der fraglichen Wohnung zusammenkam) – und das
durchaus spannend. Anders als etwa beim Tatort
in Weimar
, wo die Ausflüge in vergangene Händel, die heutige Taten erklären,
nicht selten etwas bedienungsanleitungshaft kompliziert daherkommen, wird das,
was Stracke auf dem Kerbholz hat, relativ plausibel entwickelt.

Was auch daran liegt, dass Strackes Kaputtheit immer wieder
auf die Verhältnisse bezogen wird, also nicht aufs Persönliche reduziert
bleibt. In der Figur des altgedienten Streifenpolizisten klingt die
Verlorenheit eines Mannes an, der es leid ist, gegen die Wand von kriminellen Handlungen
des komplexen Großstadtpersonals zu laufen.

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