/Matheabitur: Hamburger Schüler starten Petition wegen zu schwerer Abiaufgaben

Matheabitur: Hamburger Schüler starten Petition wegen zu schwerer Abiaufgaben

Hamburger Schülerinnen
und Schüler haben nach dem Matheabi am Freitag eine Onlinepetition gestartet,
weil sie die Prüfung zu schwer fanden. “Die
vorgebenen (sic!) Aufgaben besaßen im Gegensatz zu den (sic!) der letzten
Jahren (sic!) sehr hohe Anforderungen, die in Anbetracht unseres Lernniveaus und
Lernstoffes nicht angemessen waren”,
heißt es darin. Nach gut
einem Tag unterstützten am Sonntagabend bereits etwa 2.000 Menschen das
Anliegen, unter der Petition finden sich Kommentare von Schülern und
Eltern, die berichten, die Aufgaben seien zu schwer gewesen. Zuvor hatten auch
in Bayern und Niedersachsen Schülerinnen und Schüler Petitionen gegen die
Abiturprüfungen begonnen. Was an der Prüfung so schwer war, haben wir Fabian
Müller gefragt, Abiturient an einem Gymnasium im Bezirk
Eimsbüttel und Initiator der Petition in Hamburg.

ZEIT ONLINE: Herr Müller, am Freitag haben Sie Matheabitur
geschrieben, gestern haben Sie eine Petition gestartet, weil Ihnen die Prüfung
zu schwer war. Klingt nach einem ungewöhnlichen Schritt.

Fabian Müller: Eigentlich war ich immer ein sehr
leistungsstarker Schüler in Mathe. Ich habe zur Vorbereitung aufs Abitur alle
Übungsaufgaben durchgearbeitet und auch die Aufgaben der Prüfungen der vergangenen
drei, vier Jahre gelöst. Aber in der Klausur habe ich sofort gewusst, das wird
eine sehr knackige Prüfung. Der hilfsmittelfreie Teil ging noch, aber die
anderen Aufgaben würden in der Zeit nicht zu lösen sein, das war klar.

ZEIT ONLINE: Was war daran so schwer?

Müller: Es waren zu viele Aufgaben für zu wenig Zeit. Außerdem
waren da einige Aufgaben dabei, die weder im Unterricht behandelt wurden, noch
in den vorherigen Prüfungen drankamen. Das Lernniveau unseres Unterrichts und
das Level der Prüfung passten überhaupt nicht zusammen.

ZEIT ONLINE: Also haben Ihre Lehrer Sie nicht gut
aufs Abitur vorbereitet?

Müller: Ich fühlte mich super vorbereitet auf die Prüfung
der letzten Jahre. Die Übungsprüfungen zu Hause waren super machbar, deswegen
hatte ich auch vor dem Abi ein richtig gutes Gefühl. Aber auf die Prüfung, die
dann drankam, waren wir nicht gut vorbereitet.

ZEIT ONLINE: Was haben Ihre Mitschüler zu den Aufgaben
gesagt?

Müller: Ich habe Rückmeldung von Bekannten von vier Schulen,
sowohl im grundlegenden als auch im erhöhten Niveau bekommen. Überall war der Tenor:
Der Unterricht war nicht ausreichend vorbereitend auf die Prüfung.

ZEIT ONLINE: Was haben Ihre Lehrer gesagt?

Müller: Die hatten gemischte Gefühle. Die meinten, einige
Aufgabenbereiche waren gut lösbar, das habe ich auch so empfunden. Aber andere
gingen halt einfach weit über das Niveau hinaus.

ZEIT ONLINE: Bisher hatte das Hamburger Abitur eher den Ruf
zu einfach zu sein als zu schwer.

Müller: Das Matheabitur ist zentral, da werden die Aufgaben in
den verschiedenen Ländern aus dem gleichen Pool genommen. Und ich kann sagen:
Die Aufgaben der vergangenen Jahre waren sehr viel leichter. Und in
Niedersachsen und Bayern gibt es ja auch schon Petitionen.

ZEIT ONLINE: In Bayern haben sich schon mehr als 45.000
Schüler an der Petition beteiligt. Was hoffen Sie in Hamburg zu bewegen?

Müller: Die Schulen müssen ihren Lehrplan hinterfragen. Wenn
das Abitur so schwer sein soll wie in diesem Jahr, dann muss der Unterricht vom
Niveau angepasst werden – und zwar nicht
nur in der Oberstufe, das kann man gar nicht schaffen. Der Unterricht muss dann
schon in den früheren Jahrgängen angepasst werden.

ZEIT ONLINE: Und für Ihr Abitur?

Müller: Das ist schwierig. Ich denke, die Behörde wird das
prüfen. Und in der Vergangenheit wurde ja durchaus auch mal ein Abitur
wiederholt, beziehungsweise der Bewertungsmaßstab angepasst.

ZEIT ONLINE: In Ihrem Petitionstext finden sich einige
sprachliche Fehler. Eine Steilvorlage für alle, die das Abitur immer noch für zu leicht
halten …

Müller: Der Text ist der Dachtext der niedersächsischen
Petition. Das kann durchaus sein, dass da ein Fehler ist – auch wenn ich
Abiturient bin, ist ja nicht jeder Text von mir perfekt.

Die Hamburger Schulbehörde erklärte am Sonntag, sie habe noch keine Rückmeldung zum Matheabitur bekommen, weil die Prüfung erst am Freitag gewesen sei. Sie könne daher keine näheren Angaben zu den Schwierigkeiten machen.

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