/Franziskus: Papst fordert Bulgarien zur Hilfe für Migranten auf

Franziskus: Papst fordert Bulgarien zur Hilfe für Migranten auf

Papst Franziskus hat bei seinem Bulgarien-Besuch
zur wohlwollenden Aufnahme von Migranten aufgerufen. Diese Menschen wollten
Kriegen und Konflikten oder der Armut entkommen, sagte Franziskus. Sie seien
auf der Suche nach “neuen Existenzmöglichkeiten oder einfach einem
sicheren Zufluchtsort”. In dem ärmsten EU-Land, das sich mit
Drahtzäunen gegen Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei schützt, kritisierte
der Papst damit de facto die Regierungspolitik.

“Ich erlaube mir
vorzuschlagen, dass Sie die Augen, das Herz und die Hände, wie es bei Ihnen
Tradition ist, nicht vor denen verschließen, die an Ihre Türen klopfen”,
sagte Franziskus nach einem Treffen mit Staatspräsident Rumen Radew in der Hauptstadt Sofia.
Der Pontifex verwies darauf, dass auch mehr als zwei Millionen Bulgaren als
Auswanderer in anderen Staaten bessere Lebensmöglichkeiten suchten.

Das Anliegen des Papstes kontrastiert scharf mit der
offiziellen Politik. Regierungschef Boiko Borissow lobt immer wieder, dass dank
des EU-Flüchtlingspaktes mit der Türkei der “Migrationsdruck an der
bulgarisch-türkischen Grenze gleich Null” sei. An seiner
Koalitionsregierung sind drei nationalistische Parteien beteiligt, deren
Anhänger feindselig gegen Flüchtlinge eingestellt sind.

Brücke zwischen Ost und West

Der Bulgarien-Besuch von
Franziskus steht unter dem Motto “Frieden auf Erden”. Bulgarien sei
in der Lage, die Begegnung zwischen verschiedenen Kulturen, Ethnien,
Bevölkerungsgruppen und Religionen zu fördern, die hier seit Jahrhunderten in
Frieden zusammenlebten, sagte Franziskus.
“Ihr Land hat sich immer als eine Brücke zwischen
Ost und West erwiesen.”

Der Europarat hatte sich vor einem Jahr
besorgt über die “allgemein negative öffentliche Meinung” geäußert,
die in Bulgarien gegenüber Flüchtlingen herrsche. Das EU-Land nimmt eine harte
Haltung gegen Migranten ein; die Grenze zur Türkei ist mit
einem Stacheldrahtzaun abgeriegelt. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Bulgarien
einen Asylantrag stellten, ist nach amtlichen Angaben von 20.000 vor vier
Jahren auf nur noch 2.500 im vergangenen Jahr zurückgegangen.

Erster Papstbesuch in Nordmazedonien

Franziskus ist für zwei Tage in Bulgarien. Als Höhepunkt zum Abschluss des Papstbesuchs gilt ein
Friedenstreffen in Sofia. Am Dienstag beendet Franziskus seine
Balkanreise mit einem ganztägigen Besuch in Nordmazedonien, dem ersten eines Papstes
in diesem Land.

Das
Mittagsgebet fand vor der bulgarisch-orthodoxen Patriarchalbasilika mit Vertretern anderer Kirchen und nichtchristlicher Religionen
statt, unter ihnen Geistliche der armenischen Kirche, des Judentums und des
Islam.

Am Montag will Franziskus ein
Flüchtlingszentrum und Katholiken in dem Städtchen Rakowski im Süden des Landes
besuchen. Die Katholiken stellen mit 68.000 Gläubigen weniger als ein Prozent der Bevölkerung des
Balkanlandes. Mehr als drei Viertel der Bulgarinnen und Bulgaren gehören der orthodoxen Kirche an.

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