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Fahrrad: Welches Modell nehm ich heute?

Trend zum Zweitrad? Sportliche Radfahrer und
Fahrradfreaks winken müde ab, wenn sie das hören. Bei ihnen
stehen seit Jahren ein oder mehrere Mountainbikes, Rennräder oder lieb gewonnene Alträder im Keller neben ihrem Alltagsrad. Seit jedoch
Licht und Schaltung nahezu wartungsfrei funktionieren und pannensichere Reifen Fahrräder pflegeleichter machen, entdecken auch viele Alltagsradler die Vorzüge des passenden Modells für den jeweiligen
Einsatz. Radfahren liegt im Trend und immer mehr Menschen besitzen mehr als ein
Fahrrad.

In den vergangenen 15 Jahren hat
sich die Einstellung zum Fahrrad enorm gewandelt. “In
den Neunzigerjahren drehte sich in den Beratungsgesprächen noch alles um die
Komponenten. Aber diese Zeiten sind endgültig vorbei”, sagt Jens-Peter Dirks,
der seit 30 Jahren Fachhändler in Hamburg ist. Hochwertige Komponenten und modernes
Design setzen Käufer längst voraus. “Heute müssen die Räder
passgenau die Bedürfnisse befriedigen”, sagt er. Die seien vielfältig, weshalb immer mehr Menschen zwei, drei
oder noch mehr Exemplare besitzen.

“Die Ansprüche ans Fahrrad wachsen
bei allen Menschen”, stellt auch David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad fest.
Als typisches Beispiel nennt er einen Bekannten. Einen Mittfünfziger, der seit
Jahren mit einem Reiserad von Wanderer unterwegs ist. Der Mann sei zufrieden
mit dem Klassiker aus Stahl, der serienmäßig mit einem stabilen Gepäckträger
und Lowridern für kleine Satteltaschen am Vorderrad ausgestattet ist. Das Rad
fährt er im Alltag und auf Ausflügen. Tauschen oder gar verkaufen würde er es
nie. 

Allerdings habe er sich für seine
Städtetouren unlängst als Zweitrad ein Brompton angeschafft. Das ist das
Faltrad mit dem kleinsten Packmaß, das es zurzeit gibt. Der Vorteil: Er kann es
überall mit hinnehmen. “Entweder verstaut er es im Auto oder immer öfter auch als
Gepäckstück im Zug oder der S-Bahn”, erzählt Koßmann. Einfacher und
unkomplizierter kann man mit dem eigenen Fahrrad nicht unterwegs sein. 

“Die Leute kaufen anwendungsbezogen”

Beim Faltrad beeinflussen feine Unterschiede
die Modellwahl. Das Brompton hat das kleinste Packmaß, aber mit 16 Zoll auch sehr kleine Laufräder. Wer es etwas bequemer mag, greift gerne zum Tern mit 20
Zoll Laufrädern und zieht vielleicht noch Ballonreifen auf. Wer sein Faltrad
wie ein Reiserad nutzen und anspruchsvolle Tagestouren unternehmen will,
entscheidet sich oftmals für ein Birdy, ein Faltrad mit Vollfederung. Mehr
Komfort geht kaum. 

Diese genau Abstimmung funktioniert bei jeder
Modellgruppe. “Die Leute kaufen anwendungsbezogen”, sagt Händler Dirks. Allerdings
stellt er auch fest, dass es seinen Kunden nicht ausschließlich um Spaß, Sport
und Freizeit geht, wenn sie sich ein zweites Modell gönnen. Immer häufiger sind
Pendlerinnen es leid, sich zur Hauptverkehrszeit in überfüllte Busse und Bahnen zu
quetschen.

“Die Leute haben die Nase voll von Stau und
Dieselskandal und kaufen sich ein E-Bike“, sagt Dirks. Nach den Senioren, die
jahrelang die größte Käufergruppe für E-Bikes bildeten, rücken jetzt die
Pendler nach. Die Jüngsten seien Ende zwanzig, aber in der Regel kauften
momentan vor allem 45- bis 50-Jährige E-Bikes für ihren Arbeitsweg. Das große Plus der Elektroflitzer
sei ihre Verlässlichkeit: “Selbst bei Gegenwind kommt man in einer klar
absehbaren Zeit ans Ziel und mit hoher Unterstützungsstufe auch entspannt”,
sagt er. Das erweitere den Handlungsspielraum im Alltag.

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