/Sternerestaurant Jellyfish: “Meine Leidenschaft ist erloschen”

Sternerestaurant Jellyfish: “Meine Leidenschaft ist erloschen”

Noch ist es eines von
13 Sternerestaurants in Hamburg: Das Jellyfish im Schanzenviertel ist sogar im Ausland
für seine hochwertige und kreative Küche
bekannt, die vor allem auf Fisch und
Meeresfrüchte setzt. Doch nachdem sein Restaurant im vergangenen Monat viermal
Opfer von Vandalismus und Einbruchdiebstahl wurde, hat Hauke Neubecker beschlossen,
den Laden dichtzumachen. Leicht fällt es ihm nicht.

ZEIT ONLINE: Herr
Neubecker, geben Sie sich der Gewalt geschlagen?

Hauke Neubecker: Der
Grund, wieso wir das Jellyfish schließen, ist, dass meine Leidenschaft
erloschen ist. Wenn ich in mich hineinhorche, ist dieses Feuer, diese Marke
aufzubauen, nicht mehr da.

ZEIT ONLINE: Wegen
der Einbrüche? Oder auch aus anderen Gründen?

Neubecker: Einbrüche
hat es im Laufe der Jahre immer wieder gegeben. Was mich hier fassungslos
macht, ist der Vandalismus, dieser Zerstörungswille. Was erschwerend hinzu kommt:
Ich fühle mich als Unternehmer alleingelassen. Wir wollen unsere Gäste
glücklich machen, und dann muss ich mich mit solchen Sachen beschäftigen. Das hat
mir komplett den Spaß genommen.

ZEIT ONLINE: Von
wem fühlen Sie sich denn besonders alleingelassen?

Neubecker: Durch
die unterschiedlichen Taten habe ich mit unterschiedlichen Abteilungen der
Polizei zu tun. Für den Einbruchdiebstahl ist die Kripo zuständig. Für den
Vandalismus, weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann,
das LKA. Der erste Einbruch war kein spontaner Entschluss im Vorbeigehen. Die haben gewartet, bis der letzte Mitarbeiter gegangen war. Dann haben sie ein
Einbruchschutzgitter entfernt und alles verwüstet. Gestohlen wurde alles, was
schnell zu Geld zu machen war, also Bargeld und Laptops, nicht jedoch sehr
teure und spezielle Küchengeräte und das Tafelsilber. Da stellen sich doch
Fragen. Diese kriminelle Energie und das Risiko, sich über längere Zeit mit
einem Einbruchschutzgitter zu beschäftigen! Ich bin der Meinung, das waren
Berufseinbrecher. Wenn die Polizei aber immer aus ermittlungstechnischen
Gründen nichts sagt, fühle ich mich völlig alleingelassen.

ZEIT ONLINE: Hätte
die Polizei Sie besser beschützen können?

Neubecker: Dass
die uns keinen Objektschutz geben können, ist mir völlig klar. Aber am 1. Mai habe
ich auf eigene Kosten einen Sicherheitsmann engagiert, der sich die ganze Nacht
ins beleuchtete Restaurant gesetzt hat. Allein das ist ein Offenbarungseid der
Gesellschaft.

ZEIT ONLINE: Ist
das nicht ein Armutszeugnis für Hamburg, wenn die Stadt eines seiner
Sternerestaurants nicht ausreichend beschützen oder unterstützen kann?

Neubecker: Da bin
ich absolut Ihrer Meinung. Ich bin Hamburger, ich liebe diese Stadt. Aber da
muss man die Politik und die Tourismusbehörde mit ins Boot holen, die haben sich jedoch nicht einmal bei uns
gemeldet. Es kommen Menschen nach Hamburg, um tolle Erlebnisse zu haben.
Hier haben sie 13 Möglichkeiten, in einem Sternerestaurant zu essen, eine davon
ist das Jellyfish. Qualität steht bei uns über allem, und die gepaart mit
unserer Lässigkeit – dafür kommen Gäste sogar aus New York und London.

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