/Libyen: Das Rätsel um UN-Ermittler Moncef Kartas

Libyen: Das Rätsel um UN-Ermittler Moncef Kartas

Waffenschmugglern in Konfliktgebieten auf die Spur zu kommen, ist extrem schwierig – ganz besonders im Fall Libyen, wo Bürgerkriegsmilizen wie mafiotische Netzwerke agieren und mehrere ausländische Staaten immer wieder das von den UN verhängte Waffenembargo unterlaufen.

Bislang arbeiteten Mitarbeiter der UN und NGOs, die sich mit Libyen beschäftigten, vom benachbarten Tunesien aus. Der Standort schien sicher. Bis jetzt. Denn am 26. März nahmen Sicherheitskräfte den UN-Ermittler Moncef Kartas auf dem Flughafen in Tunis fest. Seither sitzt Kartas, ein international renommierter Experte für Konfliktforschung mit deutscher und tunesischer Staatsbürgerschaft, in Haft. Über 100 Wissenschaftler, Professoren und Vertreter von Thinktanks aus mehreren Ländern forderten vor wenigen Tagen in einer Petition seine sofortige Freilassung.

Was sich anfangs noch wie ein schnell auszuräumendes Missverständnis ausnahm, hat sich zu einem handfesten internationalen Skandal entwickelt. Im Hauptquartier der UN in New York ist man zunehmend “besorgt” – soll heißen: empört. Denn nach internationalem Recht hätten sie Kartas gar nicht festnehmen dürfen. Als UN-Ermittler genießt er Immunität.

Seine Kollegen hatten zunächst gehofft, dass UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der drei Tage nach Kartas’ Verhaftung zum Gipfeltreffen der Arabischen Liga nach Tunis eintraf, Kartas freibekommen würde. Vergeblich. Am 11. April erließ die für den Antiterrorkampf zuständige Staatsanwaltschaft in Tunis Haftbefehl gegen Kartas wegen des angeblichen Besitzes und Verrats geheimdienstlicher Informationen. Darauf steht die Todesstrafe – auch wenn sie in Tunesien seit Jahren nicht mehr vollstreckt wird. 

Was genau Kartas an Informationen über die nationale Sicherheit Tunesiens verraten haben soll und an wen, wissen bislang weder seine Anwälte noch die deutsche Botschaft oder die UN. In den tunesischen Medien wird recht freimütig über angebliche Spionage mit verbotener Überwachungstechnik spekuliert. Bislang steht lediglich fest, dass in seinem Besitz ein Gerät zur Überwachung des zivilen Flugverkehrs gefunden wurde. Das ist frei erhältlich und wird von UN-Ermittlern öfter eingesetzt, um zu prüfen, mit welchen Flugzeugen Waffen herein- oder herausgeschmuggelt werden.

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