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Sylvie Meis: Über das Tindern

Berühmt zu sein ist eine schöne Sache. Leute schenken einem Dinge, man wird oft in schwarzen Autos von A nach B gefahren, und wenn einem langweilig ist, trifft man sich mit einem seiner berühmten Freunde und redet darüber, wie anstrengend Berühmtsein ist. Das Ganze hat nämlich auch Nachteile, einen davon erwähnte kürzlich Sylvie Meis. Mit angeblich sieben Männern war sie in den letzten sechs Jahren seit ihrer Ehe mit dem Fußballer Rafael van der Vaart liiert, so vielen, dass sich RTL bemüßigt sah, nach ihrer jüngsten Trennung in kritischer Weise nachzufragen. Sylvie Meis erwiderte, das sei ja nun nicht viel, ihre Freundinnen hätten alle Tinder und würden deutlich mehr daten.

Tinder, nur als Erklärung für alle, die nicht in einer Großstadt wohnen und einsam sind, ist eine App, mit der man sich durch die Selfies vieler anderer einsamer Großstädter wischt und mit einem Wisch nach rechts signalisiert, man wolle sich unter Umständen zusammentun, um gemeinsam einsam zu sein. Nur für eine Nacht, wenn man leider einen vollen Terminkalender hat, und manchmal, wenn das Leben es gut mit einem meint, bis zum letzten Atemzug.

Diese Option, sich bei Tinder umzutun, haben Prominente nicht: Sobald sie erkannt werden, ist nämlich die Chance hoch, dass sie an creepy Fans geraten, die ein in der Wohnung rumliegendes benutztes Taschentuch von ihnen auf eBay versteigern. Außerdem würden früher oder später sämtliche Medien darüber berichten, dass man nun genauso traurig und einsam ist wie so ein normaler Mensch, und normal sein ist nun mal das Einzige, was Prominenten qua Definition sogar verboten ist.

Das erkannte kürzlich auch die amerikanische Kosmetikunternehmerin und Prominente Kylie Jenner, als sie seufzend zugab: “Ich hab’s verpasst, normal zu sein.” Irgendwas ist ja immer. Ich zum Beispiel habe es verpasst, irre reich auf die Welt zu kommen. So hat jeder sein Päckchen zu tragen.

Für die päckchentragende Sylvie Meis übrigens gäbe es womöglich eine andere Option, denn wo ein Problem, da ist auch eine gewinnorientierte Lösungsstrategie eines findigen Start-ups, in diesem Falle mit dem Namen Raya. Eine App wie Tinder, nur für berühmte Leute. Dort tummeln sich angeblich echte Hollywood-Stars, und dort könnte Sylvie Meis versuchen reinzukommen, um nach rechts und links zu wischen wie jede Jurastudentin aus Hamburg und endlich jemanden zu finden, der gut zu ihr passt. Der die gleichen Träume teilt. Zum Beispiel nicht berühmt sein.

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