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Thronwechsel: Naruhito ist neuer Kaiser von Japan

Nach der Abdankung von Kaiser Akihito hat sein Sohn Naruhito das Amt übernommen. Damit beginnt die Reiwa-Ära, die “Ära der schönen Harmonie”.

30. April 2019, 20:46 Uhr

Akihito Japan

Kaiser Akihito bei der Zeremonie zu seiner Abdankung im Kaiserpalast in Tokio.
© Imperial Household Agency of Japan/Getty Images

Der neue japanische Kaiser Naruhito hat die Herrschaft von seinem Vater Akihito übernommen. Nach der Abdankung Akihitos am Dienstag begann um Mitternacht offiziell die neue Reiwa-Ära, die “Ära der schönen Harmonie”. Damit endet nach 30 Jahren die Heisei-Ära, was mit “Frieden schaffen” übersetzt werden kann.

Der 59-jährige Naruhito wird am Mittwoch in einer zehnminütigen Zeremonie offiziell den Chrysanthementhron besteigen. Bei der Feier dürfen keine weiblichen Hofangehörigen anwesend sein, auch nicht seine Frau Masako. Erst am 22. Oktober folgt eine große öffentliche Zeremonie mit zahlreichen internationalen Staatsgästen und einem Autokorso durch Tokio.

Akihito hatte am Dienstag in einer Zeremonie im Kaiserpalast in Tokio offiziell seinen Verzicht auf den Thron erklärt. Der 85-Jährige sagte, er habe seine 30-jährige Herrschaft mit “tiefem Respekt und mit Liebe für das Volk” ausgeübt. Außerhalb des Palasts versammelten sich Hunderte Menschen, um der Zeremonie aus der Ferne beizuwohnen. Akihito hatte bereits 2016 angekündigt, sich wegen seines Alters von den Kaiserpflichten zurückzuziehen. Das Parlament verabschiedete dafür ein Sondergesetz. In der Verfassung ist der Kaiser als Symbol für Staat und Einheit des Volkes definiert. Er hat keine politische Macht.

Japans Regierungschef Shinzo Abe würdigte das Wirken des Kaiserpaars. Akihito und Kaiserin Michiko hätten den Japanern “Mut und Hoffnung” insbesondere in schweren Zeiten gespendet. “Seine Majestät hat die Verantwortung als Symbol Japans erfüllt.” US-Präsident Donald Trump zollte dem scheidenden Kaiserpaar in einem Schreiben seine “tiefe Anerkennung”. Trump wird den neuen Tennō Naruhito als erster ausländischer Staatschef bereits im Mai treffen.

Akihito und Michito galten als sehr beliebt. Über die Jahre gelang es ihnen, die Traditionen des Kaiserpalastes etwas aufzubrechen. Allgemeine Anerkennung bekamen sie, als sie nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe in der Provinz Fukushima im Jahr 2011 Betroffene besuchten. Akihitos war durch den Eindruck des Zweiten Weltkriegs geprägt und trat als überzeugter Verfechter von Japans pazifistischer Nachkriegsverfassung auf. Er war der erste Tennō, der sein Amt nicht mehr als Gott angetreten hatte. Sein Vater, Kaiser Hirohito, hatte 1946 in seiner “Menschlichkeitserklärung” der Göttlichkeit des Kaisers entsagt.

Palastbeobachter erwarten, dass sich Naruhito globalen Fragen wie Katastrophenprävention und Wasserschutz zuwendet. Er hat als erster Kaiser im Ausland studiert und wurde vom modernen Rollenverständnis seiner Eltern geprägt, die ihre Kinder weitgehend selbst erzogen, anstatt dies dem Palastpersonal zu überlassen. Seine Frau Masako, eine in Harvard ausgebildete Diplomatin, erholt sich seit 15 Jahren offiziell von einer “Anpassungsstörung”, die vom Stress ihres Amtes herrühre. Beobachter sehen dahinter vor allem den auf ihr lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Masako und Naruhito haben eine gemeinsame Tochter, Aiko, aber Frauen ist in Japan bisher der Thron verwehrt.

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