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Giannis Antetokounmpo: Er hatte nicht mal Geld für Schuhe

Vor einigen Jahren wühlte Giannis Antetokounmpo noch im Müll, auf der Suche nach Essen. Er wurde in einem Athener Armenviertel geboren, wuchs mit der ständigen
Angst auf, abgeschoben zu werden. Giannis Antetokounmpo ist der Sohn
nigerianischer Einwanderer, die illegal nach Europa eingereist waren. Bis zu seinem 18. Geburtstag war er staatenlos. Er verkaufte Sonnenbrillen an Touristen.

Auf einem kleinen Betonplatz lernte Giannis das Basketballspielen,
zusammen mit seinen Brüdern. Später spielten sie in einem Verein einige
Kilometer entfernt. Da die Familie kein Geld für Schuhe hatte, musste er
sich die bei einem Spiel sogar mal mit seinem Bruder teilen. “An
manchen Tagen habe ich so viel gespielt, dass meine Schuhe Löcher
hatten”, sagt Antetokounmpo heute.

Die Geschichte von Giannis Antetokounmpo ist eines dieser unglaublichen Sportmärchen. Er hat nie ein College besucht, hat keine Nachwuchstitel gesammelt, spielte auch nie für einen großen europäischen Verein und doch gelang ihm der Aufstieg zum Superstar der NBA. Am Ende dieser Saison könnte er gar zum besten Spieler der Liga gewählt werden. Wie war das möglich? Was macht “The Greek Freak”, wie Antetokounmpo genannt wird, so
besonders?

Die Frage hat viele Antworten, und eine ist die einfachste: sein Körper.
Giannis Antetokounmpo hat alles, die Beweglichkeit eines Flügelspielers,
die Wucht eines Centers. Er kann quasi jede Position spielen. Er ist
2,11 groß, etwa 110 Kilo schwer. Seine Armspanne misst etwa 2,20 Meter. Er ist perfekt austrainiert und für seine Statur extrem
beweglich.

Antetokounmpo ist bodenständig und freundlich. Auch das zeichnet ihn aus, sagen Beobachter. Anfragen für
Cover-Storys in großen Magazinen lehnt er ab. Er gibt auch ungern
Interviews, nicht, weil er die Journalisten nicht mag, sondern weil es
ihn nicht zu interessieren scheint
.
Damit ist er anders als viele der schillernden NBA-Stars, die zur
Extravaganz neigen.

Glück gehört natürlich auch dazu. Als Giannis 16 war, wurde ein NBA-Agent mit
griechischen Wurzeln auf ihn aufmerksam: Alex Saratsis. “Wir sind essen
gegangen und er hat mir gesagt: ‘Pass auf, in eineinhalb Jahren wirst du
gedraftet und kommst in die NBA'”, sagte Antetokounmpo im Interview mit
dem Sender TNT
. “In dieser
Zeit habe ich vielleicht 200 Dollar pro Monat verdient. Ich sagte, nein, das wird nicht passieren.” Heute verdient er etwa das Zehntausendfache. “In dieser Zeit hat er mehr an mich geglaubt als ich
an mich selbst”, sagt Antetokounmpo über seinen Berater.

Er fühlte sich verloren

Es kam,
wie Saratsis es voraus gesagt hatte: 2013 wählten die Milwaukee Bucks
mit dem 15. Pick den schüchternen, schlaksigen, gerade 18 Jahre alten
Giannis. Viele Experten waren skeptisch, trauten ihm eine
NBA-Karriere nicht zu. Früh quälte den jungen Griechen Heimweh, er
fühlte sich verloren im neuen Land, schlief teilweise in der
Trainingshalle des Teams, da zu Hause nichts und niemand auf ihn
wartete. Ob die Familie ebenfalls in die USA kommen kann, war lange
unklar. Giannis dachte ans Aufhören, weil er sie so sehr vermisste.
“Familie ist für mich alles”, sagt er. “Alles, was ich heute erlebe, geht
darauf zurück, was meine Familie und ich damals erlebt haben”, sagte er
ESPN
.

Lange war der Grieche sportlich ein Alleinunterhalter bei den Bucks, doch
mittlerweile hat der Club ein Team um ihn herum gebaut. In Mike Budenholzer kam zu Saisonbeginn ein neuer, intelligenter Coach, dazu
wurden einige gute Dreier-Schützen eingekauft. Es ist alles da, um den
Angriff auf den Titel zu starten. 

Die Milwaukee Bucks sind ein sogenanntes small market team, denn Milwaukee hat
nur etwas mehr als eine halbe Million Einwohner. Im Kampf um
Aufmerksamkeit gingen sie über Jahre unter. Nicht nur gegen die großen
Metropolen des Landes, sondern auch in ihrem Bundesstaat
Wisconsin. Dort dominieren die Footballer der Green Bay Packers die Kantinengespräche. Was
auch an der Mittelmäßigkeit der Bucks lag. Nach ihrer
Gründung 1968 gewannen sie zwar 1971 die Meisterschaft. Doch mit den Jahren
wurden die Leistungen im schlechter. Mal tauchten die Bucks in den
Playoffs auf, um denn in der ersten Runde rauszufliegen, mal schafften
sie nicht mal das.

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