/Netflix-Serie “Bonding”: “Nimms nicht als Kritik, aber: Ich mag die Fessel gern etwas enger”

Netflix-Serie “Bonding”: “Nimms nicht als Kritik, aber: Ich mag die Fessel gern etwas enger”

Treffen sich zwei, die in der Highschool beste Freunde waren.
Sie ist jetzt Domina. Er ist schwul und steht auf Blümchensex. Weil er seine
Miete bezahlen muss, wird er ihr Assistent. Klingt konstruiert? Ist tatsächlich wirklich gut. So gut, dass man sich fragt, wieso
ist da noch keiner früher draufgekommen? Eine Comedy-Serie über BDSM zu
machen.

Seit Fifty Shades of Grey wird viel über Menschen geredet,
die es erregend finden, beim Sex gefesselt zu werden. Oder über solche, die
andere auspeitschen, sie anschreien, sich von ihnen bedienen lassen. Oft verstärken
die Kommentare über sadomasochistischen Sex das Stigma, das BDSM seit jeher
anhängt: “Das ist doch krank.” – “Die sind doch alle traumatisiert.” – “Warum
sollte Schmerz erregen?” BDSM, manchmal auch als kink bezeichnet, steht – sehr
stark zusammengefasst – für sexuelle Praktiken von Dominanz und Unterwerfung,
Facetten einer hoch ritualisierten Subkultur. Menschen nehmen dabei klar definierte
Rollen ein. Es gibt aktive und passive Partner, Menschen, die Erniedrigung
als lustvoll empfinden, und solche, die bereit sind, ihnen Schmerzen zuzufügen. Es gibt
Frauen und Männer, die ihre “Doms” – die dominanten Partnerinnen – spielerisch
und zugleich ernst um Bestrafung anbetteln, es gibt andere, die dabei zuschauen. Es
geht dabei auch um Sex, aber bei Weitem nicht immer.

Jetzt läuft die Miniserie Bonding auf Netflix.
Sieben Folgen hat die erste Staffel, die längste von ihnen dauert 17 Minuten. Regisseur
Rightor Doyle arbeitet gegen die Scham, die das Thema immer noch umgibt. Hier
wird offen und positiv und durchaus ernsthaft über Sex geredet. Gespielt wird – es geht schließlich ums Humor-Genre – mit der Scham der Zuschauerinnen. Immer schön
Kamera draufhalten, wenn’s peinlich wird.

Neuling in der BDSM-Szene

Tiffany (Zoe Levin), Studentin der Psychologie, verdient ihr
Geld damit, dass sie als “Mistress May” in einem pinken Raum, umgeben von
Gerten, Lack und Leder, anderen Menschen deren sexuelle Unterwerfungsfantasien erfüllt.
Ihr Kumpel Pete (Brendan Scannell), der es bislang schon unangenehm fand, Tänzern
in der Schwulenbar ein paar Dollar zuzustecken, entdeckt als Sexarbeiter an Tiffanys
Seite auch eine Facette seines eigenen Begehrens. Er ist der Neuling: Gemeinsam mit ihm lernt man die BDSM-Szene kennen.

Zum Beispiel so: Pete fesselt einen Mann, die Knoten hat er gerade erst
gelernt. Er müht sich redlich, konzentriert sich, schwitzt. Der Gefesselte hebt
den Kopf: “Nimm’s nicht als Kritik, aber: Ich mag die Fessel gern etwas enger.”

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