/Hochstaplersyndrom: “Wieso guckt der Chef so? Ich glaube, er will mir kündigen”

Hochstaplersyndrom: “Wieso guckt der Chef so? Ich glaube, er will mir kündigen”

Die meisten Menschen zweifeln hin und wieder an sich – zum Glück. Denn nur wer sich hinterfragt, kann sich weiterentwickeln. Was aber, wenn der Zweifel überhandnimmt? Wenn man überzeugt davon ist, man verdiene seine Arbeitsstelle und seinen guten Ruf eigentlich nicht – und ständig denkt: Irgendwann muss das doch auffliegen. Dann spricht man von einem sogenannten Hochstaplersyndrom oder auch Impostor-Syndrom. Eine neue Studie US-amerikanischer und deutscher Forscherinnen und Forscher zeigt zwar: Frauen leiden daran nicht stärker als Männer. Aber gerade Frauen reagieren bei Selbstzweifeln mit dem Willen, noch viel mehr zu leisten. Dieses Gefühl kennt unsere Autorin nur zu gut. Eine – nicht ganz ernst gemeinte – Zusammenfassung der Gedanken, die ihr an besonders schlechten Tagen durch den Kopf gehen.

1.    Beim ersten Weckerklingeln gleich aufstehen – so macht man das doch als topmotivierte Arbeitskraft, oder?

2.    Wenn ich die Schlummertaste drücke, ist das schon Verlust an Kontrolle?

3.    Ich bin so ein Schwächling, meine Güte.

4.    Steh!

5.    Jetzt!

6.    Auf!

7.    Okay, ich stehe. Wieso bin ich nicht ausgeruht?

8.    Die Schlaf-Tracking-App sagt, dass meine Schlafperformance im unteren Mittel war. Vielleicht noch zwei andere Schlaf-Apps installieren?

9.    Warum sehe ich so fertig aus?

10.    Ich wünschte, man könnte Concealer essen. Dann wären einfach alle Probleme in einem abgedeckt.

11.    Warum sehen meine Augenbrauen nicht aus wie die von Kollegin A.?

12.    Warum hat die A. gestern um 22 Uhr eigentlich noch ein Selfie aus dem Büro gepostet?

13.    Bestimmt ist die A. heute auch wieder vor allen anderen im Büro.

14.    Auf jeden Fall vor mir.

15.    Ich muss auch mal öfter die Erste im Büro sein.

16.    Und abnehmen.

17.    Und Sport machen.

18.    Und mehr Business-Outfits kaufen.

19.    Kaufe ich, wenn ich vier Kilo abgenommen habe. Ich meine: Business-Outfit in Größe 38, wie erbärmlich ist das denn.

20.    Dann bin ich die, die morgens schon vor allen anderen im Büro sitzt, perfekte Augenbrauen, perfekter Blazer, perfekter Concealer und supergut drauf.

21.    Und dünn.

22.    Kaffee pur statt Milchkaffee, der hat keine Kalorien, oder?

23.    Stinkt die U-Bahn oder stinke ich?

24.    Noch mal die wichtigsten Nachrichten des Tages lesen, man muss ja über alles Bescheid wissen. Habe ich zwar beim Frühstück schon und vor dem Schlafengehen, aber sicher ist sicher. Nicht, dass ich mich beim Small Talk im Büro blamiere.

25.    Wirtschaftsteil, besonders wichtig.

26.    Sport. Damit ich mit den Kollegen mitlachen kann über das peinliche Instagram-Bild von diesem Handballer. Oder war der Fußballer? Ich weiß wirklich gar nichts. Traurig.

27.    Wieso hat man in dieser U-Bahn nie richtigen Empfang?

28.    Hat die Kollegin doch tatsächlich um halb elf noch getwittert.

29.    “So ein motiviertes Team, danke für den tollen Tag, Leute!” Welches Team? Waren die alle da, nur ich nicht?

30.    Heute Abend bleibe ich bis mindestens 22 Uhr. 

Hits: 14