/Parteitag: Die FDP will mehr Frauen, aber keine Quote

Parteitag: Die FDP will mehr Frauen, aber keine Quote

Mehr Wählerinnen wären schön. Und dass in den eigenen Reihen immer noch zu wenige weibliche Parteimitglieder Mandate innehaben oder Führungspositionen bekleiden, diskutieren die Freien Demokraten schon länger. Im Präsidium der FDP sitzen neun Männer und drei Frauen: Eine Arbeitsgruppe
befasst sich seit rund einem Jahr mit der Frage, wie die Partei, die zu 77 Prozent Männer als Mitglieder hat, für
Frauen attraktiver werden kann.

Am Sonntag hat sich die FDP auf ihrem Bundesparteitag nun auf Zielvereinbarungen geeinigt, um den Frauenanteil in Führungsfunktionen und Mandaten zu
erhöhen. Ein entsprechender
Beschluss des Bundesvorstands aus dieser Woche bekam die Unterstützung einer Mehrheit der Mitglieder. Vorausgegangen war eine
knapp zweistündige, teils heftige Debatte.

“Wir erkennen den
Wert von Vielfalt an und setzen uns dafür ein, den Anteil von Frauen in
Ämtern und Mandaten zu erhöhen”, heißt es in dem Antrag, der von 60,6
Prozent der Delegierten unterstützt wurde. Dazu sollen Bundesverband und
Landesverbände miteinander Ziele für den Frauenanteil vereinbaren, die
auch noch “regional differenziert” werden sollen.

Für mich fühlt sich das wirklich so an, als ob wir den ganzen Tag über Brüste reden, und ich habe da keine Lust drauf.

Tina Pannes, FDP-Delegierte aus NRW

Gegnerinnen und Gegner sehen in
den Regelungen eine Art Quote und eine Aushebelung des Leistungsprinzips.
Manche zeigten sich genervt von der von Parteichef Christian Lindner vor
einem Jahr angestoßenen Debatte
über den geringen Frauenanteil von rund
einem Fünftel unter den Parteimitgliedern. “Es vergeht (…) kein Tag,
an dem nicht irgendein übereifriger Mann das Thema Frausein in
irgendwelchen Facetten anspricht”, sagte die Delegierte Tina Pannes
aus Nordrhein-Westfalen, die einen Antrag eingebracht hatte, der sich gegen eine Quote und auch
gegen “‘weichere’ Regelungen zur Repräsentanz weiblicher Mitglieder in
Ämtern und Mandaten” aussprach. “Frauen benötigen keine
‘Sonderbehandlung'”, hieß es darin zur Begründung. “Für
mich fühlt sich das wirklich so an, als ob wir den ganzen Tag über
Brüste reden, und ich habe da keine Lust drauf”, sagte Pannes. Die größten Verliererinnen einer Frauenquote etwa für Wahllisten seien
diejenigen, die auf den Frauenlistenplätzen kandidierten und dann “das
Frauenetikett” nie wieder loswürden, sagte sie.

Juliane Hüttl aus
Berlin sagte: “Es ist nicht immer einfach, sich als Frau hier
durchzusetzen. Aber ich bin nicht in eine liberale Partei eingetreten,
damit es mir einfacher gemacht wird.”

Nur in der AfD und der CSU ist der Frauenanteil noch niedriger

Befürworterinnen und Befürworter
argumentierten, Zielvereinbarungen seien in der Wirtschaft
Normalität. Darüber hinaus gelte auch in der FDP längst nicht allein
das Leistungsprinzip, wie unter anderem der Regionalproporz zeige.
“Mich nervt es wirklich total, dass nur noch AfD und CSU weniger Frauen
haben als wir”, sagte Jasmin Wahl-Schwentker aus Nordrhein-Westfalen. Ihr
Kollege Christian Pohlmann sagte: “Das ist keine Quote, das ist das
absolute Minimum.” Julika Sandt aus Bayern sagte, die Partei könne es sich im politischen
Wettbewerb “nicht leisten, als Männerverein wahrgenommen zu werden”.

Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung aus dem Jahr 2017 sind etwa 77 Prozent der FDP-Mitglieder Männer und entsprechend 23 Prozent Frauen. Damit liegt die FDP beim Thema Frauenanteil zwischen den konservativen Christdemokraten der CSU (20 Prozent Frauen) und der CDU (26 Prozent Frauen). In der SPD lag der Anteil weiblicher Mitglieder nach den Zahlen von 2017 bei 32 Prozent. Die Linken kamen auf 37, die Grünen auf 39 Prozent. An letzter Stelle steht die AfD – sie hat nur 16 Prozent Frauen in ihren Reihen.

In diesem Schwerpunkt lesen Sie mehr vom aktuellen FDP-Bundesparteitag, zum Programm und den Positionen der Freien Demokraten.

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