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e-Soul: Kia verkauft seine Seele nur noch elektrisch

Die einen reden, andere handeln. Während mancher Autokonzern die
Elektromobilität als Zukunftsszenario beschwört, elektrische Modelle ankündigt und
Prototypen zeigt, bauen andere schon fleißig Serienfahrzeuge. Der koreanische
Hyundai-Konzern ist so ein Beispiel: Er verkauft Elektromobile sowohl mit Akkus
als auch mit Brennstoffzelle, hat bereits mehr Stromer im Programm als Pionier
Tesla
– und bietet sie zu vergleichsweise günstigen Konditionen an.

Seine Marke Kia bringt mit dem neuen e-Soul nun bereits das
zweite Elektroauto an den Start. Wobei das E in der Bezeichnung eigentlich gar
nicht mehr zur Unterscheidung benötigt wird – denn der kompakte SUV ist künftig
nicht mehr mit Verbrennungsmotor zu haben. Kia verkauft seine soul nur noch
elektrisch.

Knapp 34.000 Euro kostet der e-Soul in der Basisausstattung,
nach Abzug der Förderprämie muss der Käufer also 30.000 Euro investieren. Dafür
bekommt er 276 Kilometer Reichweite nach dem realitätsnahen WLTP-Messverfahren. Somit
ist der Wagen mit 136 PS und 395 Newtonmeter Drehmoment in etwa vergleichbar
mit dem BMW i3 – aber deutlich preiswerter. Der Bayer kostet 38.000 Euro, ist
kleiner, bietet dafür aber etwas mehr Motorleistung und eine aufwändige
Carbon-Karosserie.

Bis zu 648 Kilometer Reichweite

Man kann zwar durchaus auch für den Koreaner die gleiche Summe
ausgeben, aber erhält dann bereits die Power-Variante mit 204 PS und 452
Kilometern Reichweite. Für den sparsamen City-Modus verspricht Kia gar 648
Kilometer. Das kann gerade für Pendler praktisch sein, die in ihrer
Stadtwohnung keine Möglichkeit haben, ihren Stromer täglich zu laden. 80
Prozent aller deutschen Käufer, schätzt denn auch Kia, werden zu dieser
Maxi-Version greifen.

Wer noch mehr fürs Elektroauto ausgeben will, findet im Kia-Programm den
größeren, sonst technisch ähnlichen e-Niro. Der startet bei 35.290 Euro (mit
136 PS), bleibt selbst mit dem großen Akku und 204 PS unter 40.000 Euro – und ist somit ebenfalls ein Schnäppchen. Hier
zahlt sich aus, dass der Hyundai-Konzern dank seiner Elektrooffensive gute Preise mit den Lieferanten der Speicherzellen für die Akkus aushandeln kann. Die sind nach wie vor
die teuersten Teile eines E-Mobils und stehen für gut die Hälfte der
Produktionskosten.

Gerade im Vergleich zum ersten und bislang einzigen Elektro-SUV
einer deutschen Marke erscheint die Preisdifferenz drastisch: Fast 80.000 Euro
kostet der Audi E-Tron, also gut das Doppelte. Allerdings rangiert der
Ingolstädter in einer anderen Liga – er ist größer, beeindruckt mit 408 PS
Motorleistung, 664 Newtonmeter Drehmoment und je einem Motor an jeder Achse. Das ist eine glatte Verdoppelung des Kia-Antriebs.

Mindestens neun Monate Lieferzeit

Doch beim derzeit wichtigsten Wert für E-Mobile, der Reichweite,
unterscheidet sich der (in Brüssel gebaute) Bayer kaum vom Koreaner: Circa 400
Kilometer unter Alltagsbedingungen sind realistisch. Und anders als bei Autos
mit Verbrennungsmotor unterscheidet sich das Fahrerlebnis von Elektromobilen
mit über 400 PS und 600 Newtonmetern nicht grundsätzlich von dem nominell halb
so starker Fahrzeuge.

Auch eine Tour im neuen Kia E-Soul ist ein typisches Erlebnis in
Sachen Zukunftsmobilität: Sanft, leise und kräftiger, als es den Magennerven
guttut, beschleunigt er von der Ampel weg, im Modus “Sport” lässt er manchen Sportwagen mit
Benzinmotor buchstäblich alt aussehen. Die Rekuperation, also die Energierückgewinnung, wenn man den Fuß vom Gas nimmt,
lässt sich nach Geschmack einstellen: vom heftigen Bremsen bis zum gewohnten
Ausrollen. Zu hören ist innen
stets nur ein leises Summen und das Rollen der Reifen. Und natürlich der – vor
allem für Fußgänger vernehmbare – vorgeschriebene Warnton.

Ein Punkt wird mögliche Käufer jedoch abschrecken: Eine kaum akzeptable Lieferzeit von mindestens neun Monaten. Das
geht beim BMW i3 deutlich schneller. Audi verspricht ebenfalls kürzere
Wartezeiten, kämpft aber bereits gegen ungeplante Verzögerungen. Auch hier ist
der entscheidende Faktor der Akku: Die Hersteller der Speicherzellen wie
beispielsweise LG können die Nachfrage derzeit nicht decken. Und zuerst werden eben jene beliefert, die mehr bezahlen: die teuren
deutschen Marken.

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