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Schüler-Demos: Sie meinen es ernst

Traut euch”, ruft Florian Wieczorek ins Megafon. Ihm ist das hier alles
viel zu leise. Harburg, ein Freitagmorgen im April, ein paar Dutzend Schüler verharren vor der
Karstadt-Filiale, die meisten stumm, viele starr, es ist kalt. Sie sind gekommen, um sich für
die große Demonstration später zu versammeln, zeitgleich strömen Jugendliche in Altona, am
Flughafen und an den Landungsbrücken zusammen. Ein “Friday for Future”, Wieczorek, 15,
organisiert die Proteste mit. Aus einer Bluetooth-Box krächzt ein Rapsong, in dem das Ende der
Welt besungen wird, aber Wieczorek hätte jetzt gern Sprechchöre. Ein paar Mädchen trippeln
vor, rufen mit hellen Stimmen, dass sie das Klima schützen wollen, ein anderes Mädchen reimt
laut: “Kohlekonzerne / baggern in der Ferne / zerstören unsere Umwelt / nur für’n Batzen
Geld.” Findet Wieczorek gut, und jetzt alle, das Echo aber bleibt zaghaft. Nach einer Stunde
packt er das Megafon ein und fährt mit seinen Harburgern in die City. Dort, auf dem
Gänsemarkt, ein anderes Bild: Etwa 2000 Schüler umringen das Lessing-Denkmal, ein Wald von
Schildern über den Köpfen. Ein junger Mann steigt auf das Podium, stimmt den ersten Sprechchor
an, diesmal kommt das Echo mächtig. Hunderte singen mit. Einer von ihnen ist Johann Rohde-Liebenau, sechste Klasse, mit einer Mütze, auf der #fridaysforfuture steht. Selbst
gemacht, sagt er. Seit März demonstriert der Zwölfjährige mit. Seine Forderungen:
Kohleausstieg bis 2030, ÖPNV-Ausbau, Förderung erneuerbarer Energien. Er sagt: “Wenn wir nicht
aufgeben, schaffen wir das.” Vor Kurzem hat er einen Twitter-Account angelegt, auf dem er über
die Proteste berichtet. “Immer noch gute Stimmung!”, twittert er um 11.04 Uhr.

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