/Insolvente Drogeriemarktkette: Schlecker-Erben müssen ins Gefängnis

Insolvente Drogeriemarktkette: Schlecker-Erben müssen ins Gefängnis

Lars und Meike Schlecker – Erben des Drogeriemarktunternehmers Anton Schlecker – müssen ihre Gefängnisstrafen antreten. Dies entschied der Bundesgerichtshof und wies die Revision der beiden gegen ihre Urteile des Landgerichts Stuttgart zurück. Allerdings setzten die Richter in Karlsruhe die Freiheitsstrafe um einen beziehungsweise zwei Monate herunter. Damit sind beide Nachkommen rechtskräftig zu Haftstrafen von jeweils zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt (Az. 1 StR 259/18).

Im November 2017 waren die beiden Kinder von Anton Schlecker wegen Insolvenzverschleppung, Untreue, Bankrott und Beihilfe zum Bankrott ihres Vaters verurteilt worden. Anders als die zweijährige Haftstrafe für ihren Vater Anton Schlecker konnten ihre Strafen nicht zur Bewährung ausgesetzt werden. 

Mildes Urteil gegen Anton Schlecker

Nach Überzeugung des Landgerichts sollen sich die Schlecker-Erben Gewinne aus der zum
Schlecker-Imperium gehörenden Logistik-Firma LDG unrechtmäßig ausgezahlt
haben – nur Tage bevor der Konzern in die Insolvenz ging. So war die
von ihnen verursachte Schadensumme letztlich höher als die ihres Vaters.
Deshalb fiel das Urteil gegen Anton Schlecker milder aus.

Die einst größte deutsche Drogeriekette hatte im Januar 2012 nach jahrelangen Verlusten Insolvenz angemeldet.
In dem Prozess ging es im Kern darum, wann Schlecker die drohende
Pleite kommen sah. Von diesem Zeitpunkt an hätte er dem Unternehmen kein
Geld mehr entziehen dürfen. Der Unternehmensgründer selbst betonte
stets, eine Insolvenz
sei für ihn unvorstellbar gewesen – er habe immer an sein Lebenswerk
geglaubt. “Damals brach eine Welt für ihn zusammen”, verriet ein Insider
einmal über den Tag der Insolvenz im Jahr 2012. Er sei der festen
Überzeugung gewesen: “Ich kriege das schon noch hin.”

Doch Schlecker bekam es nicht hin,
25.000 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze. Dem Unternehmen entstand
nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ein Schaden von insgesamt 16
Millionen Euro, für Schlecker selbst bedeutete die Insolvenz auch den persönlichen Ruin, als
eingetragener Kaufmann haftete er mit seinem Privatvermögen.
Ungewöhnlich für einen Konzern, der zeitweise mehr als fünf Milliarden
Euro Umsatz erwirtschaftete – vorteilhaft für einen Patriarchen wie
Schlecker, der in seinem Imperium ohne Rücksicht auf Manager und Berater durchregierte.  

Vom Metzger zum Handelsunternehmer

1975 eröffnete der Metzgermeister aus
Ulm den ersten Schlecker-Markt – ein Jahr nachdem die Preisbindung für
Drogerieartikel weggefallen war. Zwei Jahre später betrieb er schon 100
Drogeriemärkte, nach neun Jahren öffnete die tausendste
Filiale. Schlecker wuchs und wuchs, der Konzern beschäftigte in seinen
Hochzeiten mehr als 55.000 Menschen. Die Mitarbeiter trafen den Chef
selten persönlich, selbst die spätere Gesamtbetriebsratschefin Christel Hoffmann nicht. Zu sehen bekamen ihn aber alle: In den Hinterzimmern der
Läden hing stets ein Foto von Anton nebst Gattin Christa. Immer wieder
stattete er Filialen Besuche ab – als Testkäufer, inkognito.

Am
Ende stand Schlecker dort vor halb leeren Regalen. Die Warenbeschaffung
war zum Problem geworden, die Geschäfte liefen schlechter, dem
Unternehmen ging das Geld aus. Am Ende wurde dem Gründer der Expansionseifer zum Verhängnis.
“Aus purem Wachstum heraus sind Probleme viele Jahre zu spät angegangen
worden”, sagte Insolvenzverwalter Geiwitz. Bereits ab 2008 machte die
Drogeriekette nur noch Verluste, was der Firmenpatriarch aber nicht
wahrhaben wollte. Seiner Familie machte er weiter teure Geschenke. Eine
Wohnungssanierung hier, ein Karibik-Urlaub dort, 200.000 Euro für jeden
Enkel.

Inzwischen hat
Schlecker kein eigenes Vermögen mehr. Dass er immer noch in der
Familienvilla wohnt, verdankt er der Gütertrennung und dem Vermögen
seiner Frau, das sie vor allem von Schlecker überschrieben bekommen
hatte. Ein abgeschottetes Leben hinter den hohen Mauern, wie es das
Ehepaar all die Jahrzehnte lang bevorzugt hatte, gab es aber nicht. Das Insolvenzverfahren war langwierig, in Zwickau und im österreichischen Linz gab es weitere Zivilprozesse gegen die Familie. Insgesamt geht es
um Forderungen in Höhe von 21,4 Millionen Euro.

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