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Gallery Weekend: Drei Tage in Berlin

Gallery Weekend: Blick auf den Matthäikirchplatz und das Kulturforum, wo unsere Kunst-Tour beginnt.

Blick auf den Matthäikirchplatz und das Kulturforum, wo unsere Kunst-Tour beginnt.

© Thomas Trutschel/Getty Images

1. Tag

Die Gegend um die Potsdamer Straße ist aufgeladen mit Westberliner Mythen: In
den Siebzigerjahren wohnten David Bowie und Iggy Pop um die Ecke, in den
Achtzigern besetzten Punks einige Mietshäuser. Noch heute ist die kreuzende Kurfürstenstraße eine bekannte Rotlichtmeile, doch insgesamt weht dank
renommierter Kunstgalerien, neuer Boutiquen und Cafés inzwischen ein
vornehmerer Wind.

Auch wenn das architektonische
Meisterwerk Neue Nationalgalerie wegen Sanierung vorerst geschlossen bleibt, beginnen wir am Kulturforum, genauer gesagt im Kunstgewerbemuseum. In der Modegalerie des
Hauses sind 130 Kostüme, dazu Schuhe und Accessoires wie in einer Schaufensterpassage
ausgestellt. So kann man durch 150 Jahre Modegeschichte flanieren und
Salonkleider der Belle Époque oder Haute Couture von Christian Dior und Elsa Schiaparelli bestaunen.

Läuft man auf der Potsdamer Straße weiter in Richtung Südwesten, überquert man den Landwehrkanal. Am Schöneberger Ufer liegt die Galerie ­Isabella Bortolozzi. Veit Laurent Kurz stellt zum ersten Mal bei Bortolozzi aus und zeigt ab Ende April eine künstliche Landschaft aus Gemälden, Skulpturen und Videos.

Ebenfalls am Kanal, etwa einen
Kilometer weiter östlich, liegt die Maßschneiderei Purwin & Radczun. Bitte vorher einen
Termin vereinbaren! Im Ateliergeschäft des Berliner Szenegastronoms Boris
Radczun kann man sich von Head Tailor James Whitfield einen eleganten Anzug schneidern
lassen – Whitfield lernte sein Handwerk an der Londoner Savile Row.

Wem das nötige Kleingeld für
Maßanzüge fehlt, findet dafür bei Paul Smith bunte
Socken oder ein Einstecktuch. Das britische Modehaus eröffnete im vergangenen
Jahr eine Boutique auf der Potsdamer Straße. Für Freunde des Einfarbigen liegt
ein paar Häuser weiter der Laden des schwedischen Labels Acne Studios, extravagante Kopfbedeckungen gibt es bei Fiona Bennett.

Im Hinterhof von Acne befindet
sich die Galerie Esther Schipper, die zum
Gallery Weekend neue Arbeiten von Ryan Gander präsentiert. In seiner
Installation streckt eine Robotermaus ihren Kopf durch ein Loch in der
Galeriewand und hält eine Rede. Nebenan bei BlainSouthern
sind Wirbel aus Stahl von Bernar Venet zu bewundern. Hinterher kann man
auf den Stufen, die zum Concept Store Andreas Murkudis führen, ein Päuschen einlegen und – sofern sie scheint – die
Sonne genießen.

Ein kurzer Spaziergang führt zur Galerie Tanya Leighton auf der
Kurfürstenstraße. Dort zeigt Math Bass Gemälde, die mit der Wahrnehmung
geometrischer Formen spielen: Auf einem Bild sehen die Zähne eines Krokodils
aus wie die Zähne eines Krokodils, auf dem nächsten erinnern sie an eine
Treppe.

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