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NS-Geschichte: Hamburgs braune Juristen

Am Abend des 3. Januar 1944 betritt der Kellner Gustav Mungenast die
Schankwirtschaft Rosenberg im Valentinskamp. Nicht als Mitarbeiter, sondern als Gast. Der
43-Jährige, so geht es aus Gerichtsdokumenten hervor, hat als Kellner in den besten Häusern
der Stadt gearbeitet, im Atlantic, dem Vier Jahreszeiten und im Café Imperator in Blankenese.
Bei den Bombenangriffen der Alliierten im Juli 1943 wurde seine Wohnung komplett zerstört.
Daraufhin versuchte er sein Glück in Leipzig. Dort eröffnete er eine eigene Schankwirtschaft,
die aber auch einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Deprimiert kehrte er nach Hamburg zurück –
und geht am 3. Januar 1944 auf Sauftour, nach einem Streit mit seiner Frau. Er lässt sich in
mehreren Kneipen und einem Bordell volllaufen, am Ende landet er bei Rosenberg. Dort hebt er
zu einer längeren Rede an. “Er führte fast allein das Wort”, heißt es in der späteren
Urteilsbegründung. Mungenast habe unter anderem geäußert, “das Ansehen des Deutschen Reiches
im Auslande sei früher durch die vielen deutschen Kellner besonders gehoben gewesen, durch das
Dritte Reich aber sei dieses Ansehen wieder zerstört worden. Er spuckte dabei aus und sagte: ‘für ihn sei Deutschland so viel wert.’ Weiter behauptete der Angeklagte, die Soldaten im
Osten hätten keine Lust mehr (…), der Führer habe sonst von der Kirche nicht viel gehalten,
aber jetzt würde er hinter ihr herkriechen, wenn sie nur für seinen Sieg beten würde.” Als
einige Anwesende ihn aufgefordert hätten, solche “staatsgefährdenden Reden” zu unterlassen,
habe der Angeklagte erwidert, “die Gestapo könne gern kommen, es wäre schon längst sein
Wunsch, das KZ mal kennenzulernen”.

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