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Bundesliga-Rückschau: Vom Schalker Glück, dass andere noch schlechter sind

Wer spielte wie gegen wen?

Die meisten Herzen wurden Eintracht Frankfurt ins Nest gelegt. Kein Wunder, Sie lesen also unsere Texte. Es half aber nur ein bisschen. Die Eintracht verspielte am Montagabend eine 0:1-Führung gegen Wolfsburg (was aber angesichts des recht aufregenden Spiels gerecht war).

Welches Spiel durften Sie auf keinen Fall verpassen?

Dortmund gegen Freiburg, allein schon wegen Marco Reus. Eigentlich waren die Freiburger beim 0:4 ebenbürtig, sogar für eine ganze Weile das bessere Team. Aber sie haben halt leider keinen Reus. Zumindest keinen, der solche Laufwege zurücklegt wie der Dortmunder. Dem 1:0 gingen fünf wunderbare Direktpässe voraus, Reus lief genau im richtigen Moment los und legte Jadon Sancho auf.

Vor dem 2:0 in der zweiten Hälfte lief er wieder wunderbar hinter die verdutzten Freiburger ein und traf selbst. Den Konter zum 3:0 lief er mit, kreuzte klug mit Sancho und legte Mario Götze auf. Das 4:0 hätte er auch gemacht, wenn nicht Freiburgs Stenzel mit der Hand geklärt hätte. Den Elfmeter verwandelte Paco Alcacer. Dortmund beließ es bei dosierten Angriffen, vielleicht ja um Kräfte für kommenden Samstag zu sparen. Dann kommt Schalke zum Derby. Jesus ist nach drei Tagen wiederauferstanden, vielleicht schafft Schalke das ja auch. Denn …

Welches Spiel konnten Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Schalke gegen Hoffenheim. Wie viel Glück darf ein Bundesligist haben? Auf Schalke versuchen sie ja ohnehin alles: Gegrüßt wird mit Glück Auf!, der Club spielte lange Zeit in der Glückauf-Kampfbahn und der aktuelle Trainer, Huub Stevens, ist als Trainer der Europapokalsieger 1997 so etwas wie der murrende Glückskeks des Vereins. Wer es mit Schalke hält wird eigentlich täglich vom Glück geküsst. Nur so lässt sich auch der Vize-Titel vorige Saison erklären, mit einer ähnlichen Spielweise wie derzeit. Es war einfach keiner besser. Nun hat Schalke nach 30 Spieltagen 27 Punkte, damit wären sie zum Beispiel vor zwei Jahren zwischen Darmstadt und Ingolstadt auf einem Abstiegsplatz gestanden. Es sind eigentlich zu wenige Punkte, um zu leben. Aber weil Hannover 96 schon seit Monaten kein Interesse mehr an der ersten Liga zeigt und der 1.FC Nürnberg so sehr will aber nicht mehr kann, ist es das pure Glück, das Schalke wohl in der ersten Liga bleiben wird. Können ist es eher nicht. Gegner Hoffenheim schoss am Samstagabend sechs Mal aufs Tor und traf fünfmal. Schalker Glück, dass Hoffenheim es nicht zehnmal probierte.

Wer stand im Blickpunkt?

Markus Weinzierl. Vielleicht fängt man mit dem 0:6 an. Das letzte Gegentor, das sich Weinzierl als Trainer des VfB Stuttgart fing, war noch das, bei dem die VfB-Abwehr nicht ganz aussah wie eine F-Jugend vom Neckar, die sich zufällig vor dem Spiel zum Kicken getroffen hatte. Erstaunlicherweise wehrte sich Gonzalo Castro ganz kurz mit einem Sprint und einem Tritt. Zwar vergeblich, aber wenn man gnädig war konnte man in diesem einen Sprint mehr Abwehrwillen erkennen als in allen anderen Aktionen vorher. Da fielen schon fünf weitere Tore, eingeschenkt von einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Allen sechs Toren gingen furchtbare Abwehrfehler voraus, selbst hatte der VfB nur zwei Großchancen. Es waren blamable, indiskutable Szenen, die zweithöchste VfB-Niederlage in der Bundesligageschichte.

Stuttgart wurde entblößt, nackig gemacht, abgefertigt. Das kennen sie zwar mittlerweile schon aus der Saison, kein Team hat mehr Gegentore kassiert, doch den meisten Fans war das Spiel in Augsburg eine Demütigung zu viel. Viele verließen das Stadion Mitte der zweiten Halbzeit, die beste Stuttgarter Entscheidung an diesem Tag. Der VfB wird, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, die Relegation spielen müssen, wenn nicht sogar noch schlimmeres Ungemach droht. “Ich habe keine Argumente geliefert” sagte Weinzierl und wurde dann entlassen. Nur vier Siege gelangen ihm in dreiundzwanzig Spielen. Der VfB wechselt seinen Trainer zum zweiten Mal in dieser Saison, nun wird Nico Willig übernehmen, bisher äußer erfolgreicher Coach der U-19. Vielleicht seine einzig gute Nachricht: Er muss nicht mehr in Augsburg spielen.

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