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Sri Lanka: Zahl der Toten nach Anschlägen steigt auf 207

Nach acht Explosionen in Kirchen, Hotels und einem Wohngebiet steigt die Zahl der Toten weiter an. Die Polizei vermutet Selbstmordattentäter hinter den Anschlägen.

Sri Lanka: Eine Explosion traf die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo.

Eine Explosion traf die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo.
© Lakruwan Wanniarachchi/AFP/Getty Images

Nach einer
Serie von Bombenanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka ist die Zahl der Toten laut Polizeiangaben auf 207 gestiegen. Weitere 450 Menschen seien verletzt
in Krankenhäuser eingeliefert worden. Insgesamt wurden mindestens acht Detonationen gemeldet, darunter drei
in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Die Attentate sind die schwersten seit Ende des
Bürgerkrieges vor zehn Jahren. Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe rief seine Landsleute zum Zusammenhalt auf.

Der stellvertretende
Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sprach von einem
“terroristischen Vorfall” und machte “extremistische Gruppen”
verantwortlich. Bekannt hat sich zu den Anschlägen bislang niemand. Die Verantwortlichen seien Wijewardene zufolge identifiziert, sieben Verdächtige seien festgenommen worden. Nähere Angaben machten sie nicht. Laut Polizeiangaben
und Medienberichten wurden bei einer Razzia in einem Haus in der
Hauptstadt Colombo offenbar mehrere Menschen festgenommen. Drei
Polizeibeamte seien bei dem Einsatz getötet
worden.

Die Ermittler gingen derzeit Hinweisen nach, dass alle Anschläge von
Selbstmordattentätern ausgeführt worden seien, sagte der Polizeisprecher. An mehreren Tatorten hatten Augenzeugen berichtet, dass sich
Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hätten. Gunasekera wollte
diese Angaben mit Verweis auf laufende Ermittlungen aber nicht
bestätigen.

Acht Explosionen auf Kirchen, Hotels und in einem Wohngebiet

Die ersten Explosionen erfolgten am Morgen fast zeitgleich, als in den Kirchen die
Oster-Gottesdienste abgehalten wurden. Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo,
die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt
entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250
Kilometer östlich von Colombo. In den Kirchen fanden gerade Ostermessen
statt. Dort gab es die meisten Opfer: Allein in der Kirche in Negombo
starben nach offiziellen Angaben mehr als 100 Menschen.

Außerdem
gab es Explosionen in den Luxushotels Shangri-La, Cinnamon Grand und
Kingsbury in Colombio. Dort sollen auch Ausländer verletzt worden sein.
Später wurde eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in einem
Vorort der Hauptstadt Colombo mit zwei Toten gemeldet. Eine achte
Explosion ereignete sich am Nachmittag (Ortszeit) in einer Wohngegend in
Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos.

Neun Ausländer unter den Toten

Im Land herrscht eine zwölfstündige landesweite Ausgangssperre bis zum frühen Morgen (Ortszeit). Unter den Toten sind nach Angaben der
Behörden neun Ausländer. Dem niederländischen Außenminister Stef Blok zufolge ist eine
Niederländerin unter den Toten. Die staatliche chinesische Zeitung People’s Daily
berichtete, auch ein Chinese sei bei den Anschlägen umgekommen. Woher die anderen ausländischen Opfer stammen, ist bislang unklar.

Der südasiatische Inselstaat ist ein
beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere Europäer. Jedes Jahr reisen Zehntausende Deutsche in das
frühere Ceylon. Der Inselstaat von der Größe Bayerns hat gut 20
Millionen Einwohner. Er bietet neben tropischen Stränden unter anderem
mehrere UNESCO-Welterbestätten, sechs Kultur- und zwei Naturdenkmäler.

Gewalt zwischen Religionen und ethnischen Gruppen

Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen – die
Mehrheit sind Buddhisten. Zwischen den Religionsgemeinschaften und ethnischen Gruppen kommt es in dem Land immer wieder zu Auseinandersetzungen und Kämpfen. Radikale buddhistische
Mönche schüren Hass und Gewalt vor allem gegen die
muslimische, aber auch christliche Minderheit. Immer wieder kommt es zu antimuslimischen Angriffen wie im Mai 2018, als radikale
Buddhisten in Kandy Moscheen verwüsteten, muslimische Geschäfte
brandschatzten und mindestens drei Menschen umbrachten.

Jahrzehntelang führte die Minderheit der Tamilen im Norden des Landes und andere Rebellen im Land einen Bürgerkrieg. Er endete 2009. Sri Lanka ist aber immer noch gespalten: Die buddhistische Mehrheit, die im Süden des Landes lebt, dominiert Politik, Wirtschaft und
Militär. Die Tamilen leben im Norden und sind zu 80 Prozent Hindus, die anderen 20 Prozent
Christen und Muslime.

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