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Radfahren: Omm

Fühlen Sie sich auch manchmal seltsam unentspannt auf dem Rad, wenn Sie
morgens zur Arbeit rasen? Brüllen Sie gelegentlich unvermittelt “Dassnradweg!” oder
“Arschloch!”? Haben Sie schon mal ein Auto geschlagen?

Dann sind Sie hier genau richtig. Als langjähriger Radfahrer, der aber auf umfangreiche
Erfahrungen als Autofahrer und Fußgänger zurückgreifen kann, habe ich eine nachhaltige
Entspannungstechnik entwickelt, die schon mit etwa zweieinhalb Minuten täglicher Übung zu
beeindruckenden Ergebnissen im Straßenverkehr führt.

Stellen Sie sich vor einen Spiegel oder eine gut geputzte Schaufensterscheibe an einer
befahrenen Ausfallstraße (führt erfahrungsgemäß zu besseren Resultaten!), lassen Sie Ihre Arme
lose etwa eine Minute baumeln, während Sie in Ihre Wohnung hineinlauschen (oder das
beruhigende Rauschen des Verkehrs wahrnehmen! Klingt wie das Meer, oder?). Atmen Sie in einer
Geschwindigkeit Ihrer Wahl, und denken Sie für 60 Sekunden an gar nichts (auch nicht an
Stickoxide!).

Halten Sie die Augen fest geschlossen, und vertrauen Sie darauf, dass Ihre Mitbewohner in
diesem Moment nicht ins Zimmer kommen, um zu fragen, ob sie spontan mitmeditieren dürfen (und
dass kein E-Tretroller Sie umnietet!).

Sind die 60 Sekunden vorbei (lassen Sie sich Zeit!), konzentrieren Sie sich bitte auf Ihren
rechten Arm, strecken ihn vorsichtig seitlich aus, bis er mit dem Rest Ihres Körpers einen
90-Grad-Winkel formt. Achten Sie darauf, dass die Handinnenfläche “nach vorn guckt” (wie Ihr
Gesicht!). Drehen Sie den kompletten Oberkörper mit dem ausgestreckten Arm nun vorsichtig nach
rechts.

Wiederholen Sie alles mit dem linken Arm.

Wiederholen Sie die Übung an fünf aufeinanderfolgenden Tagen.

Jetzt sind Sie so weit! Sie können das Ganze auf dem Fahrrad probieren!

Wann immer Sie nun auf dem Weg zur Arbeit planen abzubiegen, denken Sie an die Übung und
führen den Bewegungsablauf möglichst korrekt aus. Es kann helfen, die Schritte im Kopf noch
einmal durchzugehen (rechtzeitig!), bevor Sie den Arm tatsächlich heben. Biegen Sie nach
rechts ab, heben Sie den rechten Arm. Biegen Sie nach links ab, heben Sie den linken.

Sie werden sehen, dass diese Methode schon nach wenigen Tagen zu ganz erstaunlichen
Ergebnissen führt.

Das Zeichen, das Sie anderen Verkehrsteilnehmern auf diese Weise senden, mag auf den ersten
Blick wie ein bloßer Richtungsanzeiger wirken, und Sie mögen fragen: Wofür soll das gut sein?
Es sollte doch wohl jedem klar sein, wo ich hinwill.

Sie werden sich wundern, wie wenig andere Verkehrsteilnehmer Ihre Absichten ohne diesen
freundlichen Hinweis erahnen. Autofahrer werden die Geste also als Bekundung großen Respekts
verstehen und sich unter Umständen mit freundlichem Hupen bedanken. Fußgänger, besonders
Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen, auf die Sie auf dem Gehsteig zurasen, weil Sie den
Baustellen und DHL-Wagen auf der Radspur ausweichen, werden Ihre Armbewegung als eine
lebensrettende Maßnahme verstehen, die es ihnen im günstigsten Fall ermöglicht, den
Kinderwagen schnell aus dem Weg zu schubsen oder sich mit dem Rollator in die nächste Baugrube
zu stürzen.

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