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Londonderry: Frau bei Ausschreitungen in Nordirland erschossen

Eine 29-jährige Frau ist bei gewaltsamen Ausschreitungen im nordirischen Londonderry erschossen worden. Die örtliche Polizei meldete auf Twitter, sie behandle den Vorfall als einen “terroristischen Akt”. Es seien Mordermittlungen eingeleitet worden.

Zuvor hatte die Polizei darüber informiert, dass im Stadtteil Creggan
Brandsätze geschleudert und mehrere Schüsse abgefeuert worden seien. Auf
Bildern waren brennende Autos, gepanzerte Einsatzfahrzeuge der Polizei
und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte zu sehen.

Zu den Hintergründen machten die Behörden bisher keine Angaben. Der geplante EU-Austritt Großbritanniens schürte zuletzt Sorgen, dass der Konflikt zwischen pro-irischen und pro-britischen Gruppen in der britischen Provinz wieder aufflammen könnte. Denkbar wäre auch, dass die Unruhen im Zusammenhang mit dem Osterwochenende
stehen könnten – einem Zeitpunkt, zu dem irisch-katholische Nationalisten an den Aufstand gegen die Briten in Dublin im Jahr 1916 erinnern.

Londonderry hat rund 85.000 Einwohner und liegt im äußersten Nordwesten der nordirischen Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Dort wohnen vor allem Katholiken, die ihre Stadt schlicht Derry nennen.

Anstieg der Gewalt in Nordirland

In Nordirland hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft. Seit den Sechzigerjahren starben dabei 3.500 Menschen, viele wurden von der Untergrundorganisation IRA getötet. Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den Nordirland-Konflikt beendet. Es sieht neben der Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und
Katholiken eine Grenze zwischen Irland und Nordirland ohne Kontrollen
vor.

In den vergangenen Monaten kam es jedoch erneut zu einem Anstieg der Gewalt. Im Januar detonierte in Londonderry eine Autobombe. Die Polizei machte dafür die paramilitärische Gruppe New IRA verantwortlich. Der Konflikt hat sich wieder verschärft, seit die Grenzfrage zwischen Nordirland und Irland zu einem der zentralen Knackpunkte im Brexit-Streit wurde. Sollten im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der EU wieder Grenzkontrollen zwischen dem EU-Mitgliedsstaat Irland und der britischen Provinz Nordirland eingeführt werden, wäre das Karfreitagsabkommen gefährdet.

Die Vorsitzende der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP),
Arlene Foster, verurteilte in der Nacht auf Freitag die “sinnlose” Gewalt.
“Diejenigen, die in den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren Schusswaffen in
unsere Straßen gebracht haben, lagen falsch. 2019 ist es genauso
falsch.” Auch die Vize-Vorsitzende der irisch-republikanischen
Partei Sinn Fein, Michelle O’Neill, verurteilte den Tod der jungen Frau
und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. “Das war ein Angriff auf die
Gemeinschaft, ein Angriff auf den Friedensprozess und auf das
Karteifreitagsabkommen.”

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