/Busunglück: Angehörige von Verunglückten reisen nach Madeira

Busunglück: Angehörige von Verunglückten reisen nach Madeira

Nach dem Busunglück auf der portuguisischen Urlaubsinsel Madeira sind erste Angehörige der Verunglückten laut dem Reiseveranstalter trendtours nach Madeira gereist, wo sie von den Fachkräften
in Empfang genommen und
unterstützt werden. Das Unternehmen habe ihnen diese Möglichkeit
angeboten. Am Flughafen
von Madeiras Hauptstadt Funchal wurde eine provisorische Leichenhalle eingerichtet. Die zuständige Nélio-Mendonça-Klinik hofft darauf, die sterblichen Überreste der Opfer
ab Samstag an die Angehörigen übergeben zu können.

Die Bundesregierung bemüht sich unterdessen um die Rückholung der verletzten Deutschen. Ein
Evakuierungsflugzeug der Bundeswehr sei in Bereitschaft gestellt
worden und werde eingesetzt, “wenn es sinnvoll und möglich ist,
Verletzte nach Deutschland zu transportieren”, hieß es aus
dem Auswärtigen Amt. Auf Madeira werden laut Angaben des Krankenhauses weiterhin 16 Verletzte behandelt, unter ihnen 14 Deutsche. Laut dem
stellvertretenden Klinikleiter Miguel Reis sind alle in stabilem Zustand. Eine Verlegung nach
Deutschland sei am Freitag aber noch nicht möglich. Zwei Verletzte lagen
seinen Angaben zufolge noch auf der Intensivstation.

Leichtverletzte könnten nach Angaben von trendtours umgehend die Heimreise antreten. “Wir
haben für unsere Gäste ausreichend Flugkontingente organisiert, sodass
jeder auf eigenen Wunsch nach Hause reisen kann”, hieß es von dem Unternehmen. Die Behörden
und trendtours wollten die Betroffenen demnach “zum nächstmöglichen Zeitpunkt”
nach Deutschland ausfliegen und sie dort mit ihren Angehörigen
zusammenbringen.

Bei
dem Unfall am Mittwochabend nahe der Ortschaft Caniço waren nach
Angaben der portugiesischen Behörden 29 deutsche Touristen ums Leben
gekommen. Deutschland will erst nach Abschluss der Identifizierung der Toten Stellung zur Anzahl der deutschen Unglücksopfer nehmen. Aus
noch ungeklärter Ursache verlor der Fahrer in einer engen Kurve die
Kontrolle über den mit mehr als 50 Passagieren besetzten Reisebus, der
daraufhin eine Böschung hinabstürzte und in ein Haus krachte. Das Auswärtige Amt in Berlin machte noch keine
näheren Angaben zu den Opfern, hat aber für Angehörige unter der
Telefonnummer
030–50002000 inzwischen eine Hotline
eingerichtet.

Trendtours bezeichnete die Busfirma als seriösen und verlässlichen
Partner. Der sechs Jahre alte Bus sei laut den Informationen, die dem Unternehmen vorliegen, Ende Januar 2019 zur Inspektion gewesen und habe im Rahmen dieser
Inspektion eine gültige Zulassung bis Februar 2020 erhalten. Den laufenden Ermittlungen der Behörden zur
Unfallursache wolle man aber nicht vorgreifen. 

Die meisten
Opfer hatten ihre Reise bei trendtours Touristik aus Frankfurt am Main
gebucht. 51 Urlauber in dem Bus waren laut Angaben des
Reiseveranstalters eigene Kunden. Zwei weitere Betroffene waren Kunden
von
Schauinsland-Reisen aus Duisburg.

Maas besuchte Unglücksstelle

Bundesaußenminister
Heiko Maas (SPD) besuchte am Donnerstagabend die Unglücksstelle und
bedankte sich bei den portugiesischen Behörden für die “großartige
Zusammenarbeit in einer ganz schwierigen Zeit”. Maas legte mit seinem
portugiesischen Kollegen Augusto Santos Silva und dem Vizepräsidenten
der Regionalregierung von Madeira, Pedro Calado, einen Kranz nieder.

Die
Bundesregierung arbeite “mit Hochdruck” daran, die transportfähigen
Verletzten nach Hause zu bringen, die Todesopfer zu identifizieren und
die Angehörigen zu informieren, sagte der Außenminister. Der Minister war mit Ärzten,
Psychologen und Konsularbeamten des Auswärtigen Amtes auf die Ferieninsel gereist, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und selbst mit den Betroffenen zu sprechen.

Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) sagte, sie denke mit Trauer und Bestürzung an
“unsere Landsleute und alle Menschen, die von dem fürchterlichen
Busunglück auf Madeira betroffen sind”.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und Regierungschef António Costa bekundeten ebenfalls
ihre Anteilnahme. Portugals Regierung ordnete eine dreitägige
Staatstrauer an.

Ermittlungen zur Unfallursache dauern an

Die
Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung zur Unfallursache ein.
Laut Medienberichten könnte ein mechanisches Problem der Grund
gewesen sein – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes
Gaspedal. Der Vizepräsident der
Regionalregierung, Pedro Calado, nannte jegliche Mutmaßungen zu der
Unglücksursache verfrüht. Der Bus sei erst etwa fünf Jahre alt und
anscheinend in gutem Zustand gewesen, sagte er bei einer
Pressekonferenz. Die Fahrzeuge der Autonomen Region Madeira würden
regelmäßig überprüft. Auch sei der Fahrer sehr erfahren gewesen.

Hits: 7