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Portugal: Außenminister Heiko Maas fährt nach Madeira

Sämtliche Todesopfer des schweren Busunglücks auf der Ferieninsel Madeira waren Deutsche. Das hat das portugiesische Außenministerium bestätigt. Außenminister Augusto Santos Silva hatte bereits zuvor erklärt, vorläufige Berichte deuteten darauf hin, dass alle Toten deutsche Staatsbürger waren. 27 Menschen waren verletzt worden. Die dramatischen Bilder vom Unfallort auf der bei Touristen beliebten Insel lösten Erschütterung und Anteilnahme aus.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte: “Ich bin tief erschüttert über den tragischen Unfall auf Madeira, durch den so viele Menschen aus dem Leben gerissen wurden. In Gedanken bin ich bei den Familien und Freunden der Opfer wie viele Menschen hier in Deutschland. Wir trauern und fühlen alle mit ihnen.” Der Bundespräsident wünschte den Verletzten gute und baldige Genesung. Das Auswärtige Amt in Berlin machte noch keine näheren Angaben zu den Opfern, hat aber für Angehörige unter der Telefonnummer 030–50002000 inzwischen eine Hotline eingerichtet.

Der deutsche Botschafter in Portugal, Christof Weil, reiste am Donnerstag nach Angaben der Botschaft in Lissabon nach Madeira. Bundesaußenminister Heiko Maas will mit einem Team von Ärzten, Psychologen und Konsularbeamten des Auswärtigen Amts nach Madeira fliegen, “um selbst mit den Betroffenen zu sprechen und den portugiesischen Freunden unseren Dank für ihre Hilfe auszusprechen”.

Der Reisebus war am Abend am Hotel Quinta Splendida im Dorf Caniço östlich der Inselhauptstadt Funchal mit den deutschen Touristen an Bord losgefahren, als der Fahrer wenig später in einer engen Kurve an einem Hang hoch über dem Meer die Kontrolle über den Bus verlor. Er stürzte eine Böschung hinab, überschlug sich und wurde erst von einem Haus gebremst. In einem Dauereinsatz kümmerten sich die Rettungskräfte um die Verletzten und die Bergung der Todesopfer. Manche Passagiere schafften es aus eigener Kraft die mit Gestrüpp bewachsene Böschung herauf, andere waren deutlich schwerer verletzt und mussten gestützt oder getragen werden.

Unfallursache noch unklar

Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa hatte am Mittwochabend einen Flug verschoben, um den Rettern keine Plätze wegzunehmen. Nach einem Bericht der Onlinezeitung Observador handelte es sich bei den Toten um 11 Männer und 18 Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Auch die meisten Verletzten seien Deutsche, außerdem seien zwei Portugiesen verletzt worden: der Fahrer und ein Fremdenführer. Zwei Dutzend Rettungswagen waren im Einsatz, am Donnerstagmorgen wurde der Bus geborgen.

Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung zur Unfallursache ein. Laut Medienberichten könnte ein mechanisches Problem der Grund gewesen sein – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, nannte jegliche Mutmaßungen zu der Unglücksursache verfrüht. Der Bus sei erst etwa fünf Jahre alt und anscheinend in gutem Zustand gewesen, sagte er bei einer Pressekonferenz. Die Fahrzeuge der Autonomen Region Madeira würden regelmäßig überprüft. Der Sicherheitsbeauftragte des Internationalen Bustouristikverbands RDA, Johannes Hübner, sagte, das Unternehmen SAM, zu dem der auf Madeira verunglückte Bus gehöre, sei auf der portugiesischen Urlaubsinsel führend. “Madeira ist eine Insel mit viel Kreuzfahrtverkehr, deswegen haben die Busunternehmen viel investiert in den letzten Jahren.”

Drei Tage Staatstrauer

Die portugiesische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer bis Samstag an. Portugiesische Medien zitierten aus einer Mitteilung des Ministerrats, dass Trauer und Solidarität aller Portugiesen mit den Opfern und ihren Angehörigen Ausdruck verliehen werden soll. Die Regionalregierung von Madeira hatte bereits in der Nacht ebenfalls eine dreitägige Trauerzeit für die Insel ausgerufen. Die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden sollen in dieser Zeit auf halbmast gesetzt werden.

Die sehr gebirgige Insel von der Größe Hamburgs, die für ihre Vulkanlandschaft und ihren Pflanzenreichtum bekannt ist, ist neben der Algarve das beliebteste Reiseziel der Deutschen in Portugal. Nach Angaben des Portals A-Z Madeira stellten Deutsche und Briten 2017 je ein Fünftel der 1,3 Millionen Urlauber.

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