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Halal Travel: Burkini nicht nötig

Habiba da Silva
sieht man den Urlaub an. Auf ihren Wangen glüht noch ein bisschen Sonne nach,
sie schaut zufrieden in die Kamera: “Das ist das erste Mal in meinem Leben,
dass ich an einem Strand bin und mir keine Sorgen machen muss, dass plötzlich
von irgendwo her Männer auftauchen.” Die britische Bloggerin ist bedeckte Muslima,
am Strand wird das kompliziert. Doch nicht in diesem Urlaub, den sie auf
YouTube dokumentiert
:
Ihre Unterkunft, das Adin Beach an der türkischen Riviera, ist ein Halalhotel.

Vor 25 Jahren, eröffnete
das erste Halalhotel an der türkischen Mittelmeerküste, inzwischen gibt es dort viele solcher Gasthäuser. Der Sektor, der sich auf muslimische Reisende spezialisiert hat, gehört zu den wachstumsstärksten in der Tourismusbranche. 2017 wurden mehr als 160 Millionen
Euro umgesetzt, in den kommenden vier Jahren soll die Zahl laut
einer Studie
noch einmal um knapp 90 Millionen Euro wachsen. 

Halal, auf deutsch rein oder erlaubt, bezeichnet islamkonforme
Handlungen sowie Nahrungsmittel, die ohne Schweineprodukte, Blut und Alkohol auskommen. Wer vor
Langstreckenflügen online sein Essen bestellt, hat schon länger die Option, halal anzukreuzen. Doch bei Halalreisen geht es um mehr als Menüs ohne Schweinefleisch.
Buchungsplattformen wie halalbooking.com oder halalurlaub.de
haben sich auf Hotels und Unterkünfte spezialisiert, die Musliminnen und Muslimen weltweit
einen entspannten Urlaub ermöglichen wollen.

Muslimische Touristen reisen anspruchsvoller

Koran und Gebetsteppich
gehören in ihren Hotels zur Standardausstattung, an der Zimmerdecke
weist ein kleiner Pfeil Richtung Mekka. Die Unterkünfte liegen unweit von
Moscheen oder bieten eigene Gebetsräume. Zusätzlich haben viele nach
Geschlechtern getrennte Pools, Spa-, Gym- und sogar Strandbereiche. Mehr als 1.500
Hotels und private Villen hat halalbooking gelistet. Der Markt reagiert auf die laut Reiseveranstaltern gestiegene Nachfrage. Die wachsende muslimische
Mittelschicht sucht Urlaubserlebnisse jenseits von Familienbesuch oder
Pilgerfahrt. “Früher hieß Urlaub Sommerferien bei der Familie in der
Türkei”, sagt Ufuk Seçgin. Seçgin ist Deutsch-Türke und Marketingchef bei halalbooking, er lebt in London, dort hat das Unternehmen seinen Sitz. Er sagt: “Muslimische Reisende werden
immer anspruchsvoller.” Sie wollen Spa-, Strand- oder Cityurlaub, am besten auf
der ganzen Welt.

Länder mit großer muslimischer Bevölkerung wie die Türkei, Marokko oder die
Vereinigten Arabischen Emirate sind durch ihre Infrastruktur besser auf Halalurlauber vorbereitet. Doch auch für Hoteliers anderswo muss die Umstellung
nicht kompliziert sein: Kein Alkohol in der Minibar, Halaloptionen beim Essen
und ein Gebetsteppich auf dem Zimmer reichen vielen Gästen aus. In europäischen
Großstädten wie London, Rom oder Berlin gibt es die Option halal längst
in regulären Unterkünften. Wer im Berliner Adlon anfragt, bekommt selbstverständlich einen Gebetsteppich. Auch viele Münchner Hotels haben
sich auf die vielen Reisenden aus den Emiraten eingestellt. Seit 2016 ist
die Zahl muslimischer Touristen weltweit
um knapp 30 Prozent gewachsen.

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