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Investitionen: Wir müssen über Geld reden

Stellen Sie sich einen Biber vor,
der einen Damm gebaut hat. Würden Sie auf die Idee kommen, den Biber zu fragen,
woher er das Geld für den Damm hat? Wahrscheinlich nicht. Das wäre auch Unsinn.
Ein Biber nimmt sich einfach Äste und Zweige vom Uferrand – und baut seinen
Damm.

Stellen Sie sich weiter eine
baufällige Schule vor, in Berlin oder im Ruhrgebiet. In der Nähe der Schule
wohnen arbeitslose Maurer und Zimmerleute, die sie in Ordnung bringen können.
Sie tun es aber nicht, weil das Geld dafür fehlt. Die Schule verfällt weiter. Die
Maurer und Zimmerleute bleiben arbeitslos.

Einfach frisches Geld drucken

Das Beispiel stammt von der Ökonomin
Stephanie Kelton, einer Vertreterin der so genannten Modernen Geldtheorie. Das
ist eine sehr spezielle und umstrittene ökonomische Theorie, die derzeit in den
USA für Furore sorgt. Ihre Kernaussage lautet: Solange es keine Inflation gibt,
können sich Staaten mit eigener Währung alles leisten. Sie können also einfach
frisches Geld drucken und damit die Maurer und Zimmerleute bezahlen, die die
Schule reparieren.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung
mit dieser Theorie würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Aber sie lenkt
den Blick auf ein Defizit unseres wirtschaftspolitischen Denkens: Wir lassen
uns zu oft vom Geld die Sinne verwirren.

Das liegt vor allem daran, dass Geld
intuitiv mit materiellem Wohlstand gleichgesetzt wird. Aus der Sicht eines
Privathaushalts ist das auch sinnvoll: Wenn ich viel Geld anhäufe, kann ich mir
viel kaufen. Ein wenig technischer formuliert: Mit der Maximierung meines
Geldeinkommens maximiere ich auch meine Konsummöglichkeiten. Das Symbol dieser
Weltsicht ist Dagobert Duck, der seinen Geldspeicher mit Münzen und Scheinen
füllt.

Mehr Geld – weniger Wohlstand

In der heutigen Zeit ist Geld aber
zunächst einmal nur das: ein Stück Papier. Es ist nicht durch Gold, Silber oder
andere Rohstoffe gedeckt. Es bekommt seinen Wert allein dadurch, dass man sich
davon Waren kaufen kann. Das geht aber nur, wenn diese Waren von irgendjemandem
erzeugt werden.

Damit aber können auf der Ebene der
Volkswirtschaft zwei Ziele auseinanderfallen: die Maximierung des
Geldeinkommens und die Maximierung der Konsummöglichkeiten. Wenn der Staat
nicht bereit ist, die Maurer und Zimmerleute zu bezahlen, weil er Geld sparen
will, dann werden weniger Güter erzeugt: Die Schule wird nicht repariert. Es
gibt also mehr Geld, aber weniger Wohlstand.

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