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Militärputsch: Demonstranten fordern zivile Regierung im Sudan

Drei Tage nach dem Militärputsch des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir haben die Demonstrierenden im Sudan der neuen Militärführung ihre Forderungen vorgelegt. Sie verlangen die Einsetzung einer zivilen Regierung und eine Reform des umstrittenen Geheim- und Sicherheitsdienstes (Niss), wie die oppositionelle Allianz für Frieden und Wandel erklärte. Zehn Vertreter der Protestierenden überbrachten die Forderungen demnach bei einem Treffen mit dem Militärrat, der am Donnerstag die Macht in dem ostafrikanischen Land übernommen hatte.

Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten setzten ihren Protest vor dem
Armeehauptquartier in der Hauptstadt Khartum fort. “Wir
werden unsere Sitzblockade fortführen, bis alle unsere Forderungen
erfüllt werden”, sagte einer der Protestanführer, Omar el-Digeir. Die Proteste werden von der Opposition und dem gewerkschaftlichen Bündnis SPA angeführt.

Der neue Chef des Militärrats, General Abdel Fattah al-Burhan, hatte zuvor tiefgreifende Reformen in Aussicht gestellt. In seiner ersten Fernsehansprache kündigte er die Freilassung politischer Gefangener an und versprach, den Machtapparat des gestürzten Baschir “mit der Wurzel auszurotten”. Die Verantwortlichen für den Tod von Demonstrierenden bei den Protesten sollten vor Gericht gestellt werden, kündigte al-Burhan an. Die nächtliche Ausgangssperre werde aufgehoben. Zudem teilte al-Burhan mit, dass der Chef des Geheimdienstes Niss, Abdallah Gusch, seinen Rücktritt erklärt habe.

Al-Burhan trat bisher politisch nicht in Erscheinung und ist außerhalb der Armee weitgehend unbekannt. Im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger und ehemaligen Verteidigungsminister Awad Ibn Auf, der nach einem Tag zurückgetreten war, wird er daher nicht mit den vorangegangen Machthabern in Verbindung gebracht. Ein Armeeoffizier sagte, al-Burhan sei im Grunde ein altgedienter Soldat. Er habe nur nie im Rampenlicht gestanden.

Al-Burhan kooperierte offenbar mit sudanesischen Paramilitärs

Sudanesischen Medien zufolge koordinierte al-Burhan die Entsendung sudanesischer Truppen in den Jemen. Sie waren Teil der von Saudi-Arabien geführten Allianz gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In diesem Zusammenhang habe der General eng mit Sudans paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) zusammengearbeitet, sagte die Sudanexpertin Willow Berridge von der Universität Newcastle. Offenbar sei er mithilfe dieser Gruppe nun an die Macht gekommen.

“Die Rolle der Rapid Support Forces – von vielen als umgemodelte Version der Dschandschawid-Milizen gebrandmarkt, die massenweise Gräueltaten in Darfur begangen haben – wird viele auf der Hut sein lassen”, sagte Berridge. Insbesondere Rebellengruppen aus Darfur, die sich in Oppositionsbündnissen engagieren, dürften demnach misstrauisch sein. Unter dem dem ehemaligen Staatschef al-Baschir wurden in der Provinz Darfur nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 300.000 Menschen getötet.

Al-Baschir war
am Donnerstag nach monatelangen Massenprotesten vom Militär gestürzt
worden.
Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde ein von Ibn Auf angeführter Militärrat eingesetzt. Gegen seine Vereidigung waren daraufhin erneut Tausende auf die Straße gegangen. Sie sahen die Militärregierung mit ihm an der Spitze als eine Neuauflage der alten Führung. Ibn Auf war daraufhin überraschend zurückgetreten. Am Freitag wurde er dann von al-Burhan abgelöst.

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