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Dieselskandal: Bundesamt untersucht umstrittene Abschaltsoftware bei Daimler

Daimler wird im Dieselskandal erneut von den Behörden ins Visier genommen. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat einem Medienbericht zufolge unzulässige Software entdeckt und ein formelles Anhörungsverfahren gegen den Autobauer eingeleitet. Es bestehe der Verdachts auf eine weitere “unzulässige Abschaltvorrichtung”. Betroffen seien demnach 60.000 Fahrzeuge vom Modell GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5, die zwischen 2012 und 2015 produziert wurden, heißt es in einem Bericht der Bild am Sonntag.

Die Behörde sei bereits im Herbst 2018 auf die umstrittene Software-Funktion bei dem Vierzylinder-Dieselmotor OM 651 gestoßen. Weitere Emissionsmessungen bei einem Modell mit GLK-Antrieb hätten den Verdacht erhärtet, berichtet die Zeitung jetzt. So werde der gesetzliche Grenzwert für Stickoxide im Neuen Europäischen Prüfzyklus nur eingehalten, wenn die sogenannte “Kühlmittel-Sollwert-Temperaturregelung” aktiv sei. Im Straßenbetrieb werde die Funktion dagegen deaktiviert und der Euro-5-Grenzwert von 180 Milligramm Stickoxid pro Kilometer deutlich überschritten. Ein Daimler-Sprecher bestätigte das Anhörungsverfahren: “Wir kooperieren vollumfänglich mit dem Kraftfahrtbundesamt und prüfen den beschriebenen Sachverhalt.”

Das KBA hat Daimler bereits mehrfach zu amtlichen Rückrufen verpflichtet. Im Juni 2018 musste Daimler deutschlandweit 238.000 Fahrzeuge wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung zurückrufen. Insgesamt waren von der Aktion in Europa 774.000 Fahrzeuge betroffen. Daimler führte die Rückrufe zwar durch, legte aber Widerspruch gegen sämtliche Bescheide ein. Es ging im Juni neben dem zuvor bereits zurückgerufenen Mercedes-Kleintransporter Vito auch um C-Klasse-Modelle und den Geländewagen GLC.

Das KBA soll der Bild am Sonntag zufolge jetzt herausgefunden haben, dass die nun entdeckte Funktion bei Software-Updates von Daimler unbemerkt entfernt wurde. Ob und warum dies geschehen sei, wollte ein Daimler-Sprecher aus rechtlichen Gründen nicht beantworten. “Die Behauptung, dass wir mit der freiwilligen Service-Maßnahme etwas verbergen wollen, ist unzutreffend”, so der Sprecher. Auf die Frage, welche Verantwortung Ola Källenius als amtierender Entwicklungsvorstand für die Situation habe, sagte er: “Herr Källenius gibt persönlich keine Software-Updates frei.” Ola Källenius soll im Mai Nachfolger von Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche werden, der seinen Posten aufgibt.

Ins Rollen gekommen war der Dieselskandal durch das Eingeständnis von Volkswagen, weltweit in etwa elf Millionen Dieselautos unterschiedlicher Marken eine illegale Software zur Manipulation der Abgaswerte eingebaut zu haben. Der Betrug wurde im September 2015 bekannt. Seitdem gerieten mehr und mehr Autobauer ins Visier. Betroffen sind neben VW auch die Konzerntöchter Audi, Škoda und Porsche. Manipulationsvorwürfe gibt es außer gegen Daimler auch gegen BMW und Opel.

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