/Militärputsch: Armee will abgesetzten Präsidenten im Sudan vor Gericht stellen

Militärputsch: Armee will abgesetzten Präsidenten im Sudan vor Gericht stellen

Das Militär im Sudan hat eine Auslieferung des abgesetzten Präsidenten Omar al-Baschir an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ausgeschlossen. “Wir werden keine sudanesischen Staatsbürger ausliefern”, sagte der Leiter des politischen Gremiums der Militärführung, Omar Sain al-Abdin. Al-Baschir werde im Sudan vor Gericht gestellt.

Eine Auslieferung Al-Baschirs an den IStGH wäre “ein hässliches Zeichen” für den Sudan. “Wir haben unsere eigene Justiz und ein eigenes Gerichtssystem”, teilte der General mit. Künftigen Regierungen stehe
es jedoch frei, den gesuchten Kriegsverbrecher nach Den Haag
auszuliefern.

Der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef Al-Baschir war am Donnerstag nach monatelangen Massenprotesten der Bevölkerung vom Militär gestürzt worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren hat das Militär einen Rat eingesetzt, an dessen Spitze Verteidigungsminister Awad Ibnuf steht.

Al-Baschir hatte sich 1989 mithilfe von Islamisten an die Macht
geputscht. Gegen ihn
besteht seit Jahren ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermordes.
In der Provinz Darfur wurden nach UN-Angaben in den Jahren seit 2003 im
Konflikt zwischen Regierung und Rebellen 300.000 Menschen getötet.

Bürger demonstrieren weiter

Die Demonstrantinnen und Demonstranten setzten ihre Proteste auch nach dem Putsch fort. Erneut gingen in der Hauptstadt Khartum Tausende Menschen des muslimisch geprägten Landes auf die Straßen, forderten eine zivile Regierung und riefen zu Massengebeten auf. Zuvor hatten viele die Nacht in Zelten vor dem Verteidigungsministerium verbracht und sich damit der Ausgangssperre widersetzt, die das Militär verhängt hatte.

Sain al-Abdin versprach einen Dialog mit den politischen Gruppierungen, der bereits am Freitag beginnen sollte. Demnach soll es künftig eine Zivilregierung geben. “Wir sind die Beschützer der Forderungen des Volkes”, sagte er. Die Armee könne die Krise des afrikanischen Landes mit 40 Millionen Einwohnern nicht meistern. Die Lösungen müssten von den Demonstranten kommen.

Hits: 20