/Verfassungsgericht: Südkoreas Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen ist verfassungswidrig

Verfassungsgericht: Südkoreas Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen ist verfassungswidrig

SüdkoreasVerfassungsgericht hat das jahrzehntelange strikte Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen für verfassungswidrig erklärt. Dieses verletze das Recht von Frauen auf
Gesundheit, indem es ihnen den Zugang zu “sicheren und rechtzeitigen
Eingriffen” verwehre. Da Embryonen in ihrer Existenz
vollständig auf den Körper ihrer Mutter angewiesen seien, könne man sie
nicht als separate, eigene Lebewesen mit Recht auf Leben betrachten, urteilte das Gericht.

Die Verfassungsrichter riefen das südkoreanische Parlament dazu auf, die entsprechende
Gesetzgebung bis Ende 2020 zu ändern: Schwangerschaftsabbrüche sollen in der Frühphase ermöglicht werden. Auch
sei es gegen die Verfassung, Ärzte zu bestrafen, die einen
Schwangerschaftsabbruch durchführen.

Bislang gilt in Südkorea ein striktes Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen auf Grundlage eines Gesetzes
aus dem Jahr 1953; Ausnahmen sind nur bei Vergewaltigungen, Inzest oder Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt. Südkorea ist damit eine
der wenigen Industrienationen, in denen noch ein solch pauschales Verbot
gilt. Frauen droht bei Schwangerschaftsabbruch eine
Haftstrafe von bis zu einem Jahr, Ärzte müssen mit zwei Jahren Gefängnis
rechnen. Viele Frauen ignorieren das Verbot allerdings schon jetzt, werden
dafür aber selten gerichtlich verfolgt.

Gegner des Gesetzes kritisieren,
es zwinge Frauen zu gefährlichen heimlichen Schwangerschaftsabbrüchen und sorge
dafür, dass sie von der Gesellschaft ausgegrenzt würden. Vor dem Gerichtsgebäude feierten Hunderte Frauen das Urteil mit Jubelrufen und Umarmungen.

Hits: 11