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“Children for a better World”: Geben statt nur nehmen

"Children for a better World": Florian Langenscheidt

Florian Langenscheidt
© Sonja Trabandt

Es war vor genau 25 Jahren. Ich hatte vor, eine neuartige Kinderhilfsorganisation zu gründen, die nicht mit der Gießkanne durchs Land geht, sondern die Kinder und Jugendlichen so stark macht, dass sie aus eigener Kraft ihren Weg aus Hunger und Armut schaffen können. Da ruft die Kundenzeitschrift einer großen Kreditkartenfirma an und bittet mich um eine Kolumne. Zahlungskräftige Leserschaft, aber kein Honorar – da wollte ich wenigstens einen Mehrwert schaffen durch meinen Text und schrieb ihn als Aufruf in die ganze Welt, mitzumachen bei der Gründung von “Children for a better World”. Die Resonanz war überwältigend – und kurz darauf gründeten meine damalige Frau und ich mit 30 großartigen Menschen eine Organisation, die inzwischen groß und stark geworden ist und vielfach ausgezeichnet wurde. Aus den 320.000 D-Mark Working Capital wurden fast 40 Millionen Euro, und wir konnten im Lauf der Jahre Hunderttausenden von Kindern substanziell helfen.

2007 dann bewegte sich endlich der Staat und verdreifachte den Betrag, der für Spenden und Zustiftungen steuerlich absetzbar ist. Endlich wurde ein Zeichen gesetzt: Jeder privat ausgegebene Euro hilft effizienter, als der Staat das kann, zumal Not oft sehr minoritär ist und daher nicht mit dem Run auf die Mehrheit in der parlamentarischen Demokratie zusammenpasst. Wir schrieben nach der Bundesratsentscheidung an 150 kinderaffine und wohlhabende Bekannte und sammelten gleich fünf Millionen Euro als Grundstock für die Stiftung, die das Bemühen unseres Vereins nachhaltig machen sollte.


"Children for a better World": Dieser Text stammt aus dem Magazin ZEIT für Unternehmer 1/19.

Dieser Text stammt aus dem Magazin ZEIT für Unternehmer 1/19.

Zwei Monate später redete ich vor 200 Familienunternehmern über die DNA ihres Wirkens. Nur fünf Minuten am Ende meiner Rede sprach ich über unseren Plan und sagte spontan, wer sich angesprochen fühle, solle mir in der ersten Kaffeepause eine Visitenkarte mit einem Beitrag für die in Gründung befindliche Stiftung geben. Nie habe ich in fünf Minuten mehr Geld eingesammelt: Es waren über 600.000 Euro. So viel Herzenswärme, Entscheidungsfreude und Finanzkraft gibt es sonst nirgends auf der Welt. Familienunternehmer haben ein unumstößliches Wertefundament, auf dem Generationen bauen können. Sie sind radikal der wirtschaftlichen Stabilität und dem Gewinnstreben verpflichtet, wollen aber auch sinnstiftende Spuren in der Menschheitsgeschichte hinterlassen. Sie denken langfristig, ja in Generationen, und immer über den Tellerrand des Aktuellen und Modischen hinaus. Nachhaltigkeit ist kein Begriff, dessen Gehalt sie lernen müssten.

Kann es eine stärkere Grundlage wirtschaftlichen Handelns geben? Täglich lesen wir von anonymen börsennotierten Unternehmen, die nur an Quartalsergebnisse denken, deren Börsenkurse hochschnellen angesichts von Massenentlassungen, die kaum Steuern zahlen und Korruption zulassen. Wie beruhigend, dass die meisten deutschen Unternehmen mindestens genauso profitabel, aber eben mit anderen Methoden arbeiten. Wenn Unternehmer durch Sinngebung und Identitätsvermittlung immer mehr gesellschaftliche Funktionen übernehmen, sind Familienunternehmen daher jene, in denen man sich als Mitarbeiter am ehesten wohl- und geborgen fühlt. Wie in einer Familie eben.

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