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Andrew Yang: YangGang-Style

“Das Gegenteil von Donald Trump ist ein asiatischer Mann, der Mathe mag”, rief Andrew Yang bei seiner ersten großen Wahlkampfveranstaltung im März von der Bühne. Es war ein kluger Satz. Klug im politischen Sinne, weil er kurz und griffig einen Gegensatz zu Donald Trump aufmacht. Denn nach einem solchen Gegensatz suchen alle Kandidatinnen und Kandidaten der Demokraten, die den amtierenden US-Präsidenten im Jahr 2020 ablösen wollen. Vorher müssen die bislang 18 Demokraten, die Präsident oder Präsidentin werden wollen, nur eines klären: Wie sie sich voneinander unterscheiden. Und wer sie im Herbst 2020 wählen soll.

Yangs Zuschauern gefiel die Trump-Ansage,  sie wedelten zustimmend mit Plakaten, auf denen “YangGang” stand, eine schon geläufige Selbstbezeichnung von Yang-Anhängern, die längst auch als Hashtag auf Twitter gut läuft. Rund 3.000 Menschen, überwiegend junge Männer, hatten sich zu der Kundgebung in einem Food Truck Park versammelt, einem Ort also, an dem man grundsätzlich junge, hippe Großstädter erwarten kann. Gewiss kein Zufall war auch die Wahl der Stadt selbst: San Francisco, Wohnsitz der erfolgreichen Tech-Leute, die im Zweifel ins Silicon Valley pendeln, um von dort aus mal kurz die Welt zu verändern. Kleine Ideen wachsen dort oft so rasant zu großen Projekten, dass allen Beteiligten schwindelig wird. In San Francisco war Andrew Yang, der selbsternannte “Kandidat des Internets”, also genau richtig.

Im Bericht der örtlichen Tageszeitung San Francisco Chronicle hieß es später, dass viele Besucher der Wahlkampfveranstaltung hinterher zugegeben hatten, eigentlich zwar unpolitisch zu sein, aber doch von diesem Mann fasziniert. Bis dahin war Andrew Yang vor allem ein Hype im Netz gewesen. In San Francisco hatte es der Hype an die frische Luft geschafft.

Er ist ja so 21. Jahrhundert

Die Erfolgschancen des 44-jährigen Yang – aufgewachsen in New York, studierter Jurist, Start-up-Unternehmer -, sich gegenüber etablierten Washingtoner Größen wie Bernie Sanders oder Elizabeth Warren durchzusetzen, wirken einstweilen minimal. Dennoch wurde über wenige Politiker in den vergangenen Monaten in den USA so viel und ausdauernd gerätselt wie über Yang. “Seine Wahlkampfbotschaft für 2020: Die Roboter kommen”, titelte die New York Times Anfang Februar und war damit das erste große Medium, das Yang ernst genug nahm, um ihn zu porträtieren. “Wer ist Andrew Yang und warum lieben ihn die Kids der Generation Z?”, fragte daraufhin das Magazin New York. “Andrew Yangs Präsidentschaftskandidatur ist ja so 21. Jahrhundert”, schrieb Vanity Fair. “Andrew Yang und die Zukunft der Demokratie”, orakelte Forbes.

Yang scheint einen Nerv getroffen zu haben. Mehrere sogar. Nur welche Nerven genau, das ist nicht ganz unkompliziert.

“MATH” steht auf den Baseballcaps, die Yang über seine Website für 30 Dollar das Stück vertreibt. “Mathematik” als Wahlkampfspruch, das ist zumindest mal ungewöhnlich. Und andererseits erneut ein Verweis auf Donald Trump und dessen “MAGA”-Caps (“Make America Great Again“). Die ausgeschriebene Version der Abkürzung “MATH”, scherzen manche von Yangs Anhängern, laute “Make America Truly Happy“. Yang selbst hat eine andere Botschaft im Kopf: “Make America Think Harder“.

Denn Andrew Yang will nicht nur Kandidat des Internets sein, sondern auch der Wissenschaft, der Technologie, der Vernunft. Weder links noch rechts sei er, hat Yang bereits mehrfach betont. Vor allem Fakten und Zahlen zählten. Ist er also wirklich ein Anti-Trump?

Yang ist zwar bei Tech-Leuten, Gamern, Podcast-Hörern und Millennials beliebt, die sich von der alten Politik aus Washington nicht repräsentiert fühlen. Doch es gibt noch Leute einer weiteren Gruppe, die Yang unterstützen: Sympathisanten der sogenannte Alt-Right, der ethno-nationalistischen Bewegung, die von einem rein weißen Land fantasiert und einen gewissen Anteil daran hat, dass Trump heute im Weißen Haus sitzt. Auch diese Leute benutzen das Hashtag #YangGang. Dass sich soziodemografisch und politisch durchaus unterschiedliche Kreise für ein und denselben Kandidaten begeistern, könnte für Yang zum Problem werden. Oder zu seinem Vorteil.

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