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Tripolis: Zahl der Toten bei Kämpfen um libysche Hauptstadt gestiegen

Bei den jüngsten Kämpfen um die libysche Hauptstadt Tripolis sind mindestens 49 Menschen getötet worden. Dem mit der internationalen Einheitsregierung verbundenen Gesundheitsministerium zufolge stieg die Zahl der Opfer auf 35. Ein Vertreter der Rebellen hatte am Wochenende von 14 getöteten Soldaten gesprochen.

Nach dem Vormarsch der Truppen des Rebellenkommandeurs Chalifa Haftar durch die Wüstengebiete versuchten die Kämpfer weiter ins Zentrum der Stadt vorzudringen. Angehörige von Haftars Libyscher Nationalarmee (LNA) flogen Luftangriffe auf südliche Stadtgebiete. Zugleich zogen aus der nahe gelegenen Küstenstadt Misrata bewaffnete Gruppen ab, um die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis
al-Sarradsch gegen die Offensive zu unterstützen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind durch die Kämpfe 2.800 Menschen vertrieben worden. Außerdem hätten Hilfsdienste Verletzte und Zivilisten nicht erreichen können, sagte die Vizechefin des UN-Hilfseinsatzes in Libyen, Maria do Valle Ribeiro. Stromleitungen seien beschädigt. Falls die Gewalt anhalte, könne sich die Lage der Migranten in Auffanglagern in Tripolis verschlechtern.

Die sogenannte Libysche Nationalarmee unter ihrem Befehlshaber Chalifa Haftar hatte vergangene Woche mit dem Vormarsch auf Tripolis begonnen. Milizen, die für die von den UN unterstützte Regierung in Tripolis kämpfen, haben angekündigt, Haftars Truppen aus allen jüngst von diesen eroberten Gebieten zu vertreiben.

EU und USA fordern Waffenstillstand

Sowohl die EU als auch die USA riefen die verfeindeten Kriegsparteien
zu einem Waffenstillstand auf. Jede weitere militärische Aktion
müsse vermieden und Verhandlungen wiederaufgenommen werden,
sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini vor einem
europäischen Außenministertreffen in Luxemburg.
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte, “wir müssen
alles versuchen, den Militäreinsatz zu stoppen, damit es keinen
Bürgerkrieg in Libyen gibt”.

Eine Sprecherin von Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte, das Thema werde beim EU-Außenministerrat besprochen.
Ziel sei es, einen Waffenstillstand zu erreichen und einen
politischen Prozess in Gang zu bringen. In französischen
Diplomatenkreisen hieß es, auch Frankreich, das enge
Beziehungen zu Haftar unterhält, sei nicht vorab vor der
Offensive der Rebellen gewarnt worden.

Die UN wiederholten ihren Aufruf zu einer
Waffenruhe, um Zivilisten und Verletzte aus den Konfliktgebieten
evakuieren zu können. Die geforderte zweistündige Kampfpause am
Sonntag war von den Parteien offenbar nicht beachtet worden. Die
Vereinten Nationen versicherten nach einem Treffen von
UN-Sondervermittler Ghassan Salame mit Ministerpräsident
Serradsch, ihre Arbeit in Tripolis weiter fortsetzen zu wollen.

Seit dem Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi 2011
kämpfen in dem
nordafrikanischen Staat etliche Milizen um die Macht. Mehrere
UN-Gesandte scheiterten damit, zwischen den Konfliktparteien zu
vermitteln und eine Lösung herbeizuführen. Nach dem Willen der Vereinten Nationen soll auf einer nationalen Konferenz vom 14. bis 16. April ein Plan vereinbart werden, der Wahlen in
dem seit dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi 2011
zerrissenen nordafrikanischen Land vorbereiten soll.

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