/Bundesliga-Rückschau: Will man Meister werden, wenn man 0:5 verliert?

Bundesliga-Rückschau: Will man Meister werden, wenn man 0:5 verliert?

Wer spielte wie gegen wen?

In der ZEIT-ONLINE-Herzchenwertung fuhr Dortmund einen Kantersieg in München ein. Bei uns ist die Welt noch in Ordnung.

Welches Spiel durften Sie auf keinen Fall verpassen?

Leverkusen gegen Leipzig. Wo Peter Bosz Trainer ist, da fallen Tore, auf beiden Seiten. Diesmal gab es jedoch nicht nur Quantität, sondern auch Qualität zu bestaunen. Das Publikum erfreute sich am Wettschießen um das Tor des Monats. Kai Havertz machte mit dem Treffer zum 2:1 den Anfang, als er die Pille in einer konvexen Flugkurve über den Innenpfosten ins Netz drehte. Auch Timo Werner zeigte beim 2:2 eine Bewegung mehr als bei seinen üblichen Geradeausaktionen und wackelte Mitchell Weiser sowie Julian Baumgartlinger aus. Für den Höhepunkt war Matheus Cunha zuständig. Der 19-jährige Brasilianer tanzte mit einem Zidane-Walzer auf dem Ball an zwei Gegenspielern hindurch, bevor er ihn über den Tormann lupfte. So viel Gefühl muss man in den unteren Extremitäten erst mal haben, vielleicht kann er mit seinen Füßen auch Brot backen oder Uhrwerke reparieren.

Verzichtbar hingegen war der Treffer zum Leipziger 2:3, ein Elfmeter. In der entscheidenden Szene drehte sich Weiser und berührte den Ball, den er gar nicht sehen konnte, mit dem Fingernagel. Tobias Welz erkannte am Bildschirm in der Review Area auf Hand. Es gab zuletzt einige fragliche Handelfmeter, aber der war wirklich zum Andenkopffassen. Lerne: Die Videofilmchen an der Seitenlinie helfen nur demjenigen, der ein gutes Auge für das Spiel hat.

Welches Spiel konnten Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Bayern gegen Dortmund. Werbung für den deutschen Fußball sollte es werden. Noch mehr Kameras als sonst, noch mehr Länder schauten zu. Für die Bayern wurde es tatsächlich ein großer Tag, sie hielten die Jugend der BVB-Bubis in ihren Händen, bevor sie sich daran vergingen. Doch war das vermeintliche Spitzenspiel auch eine 90-minütige Kontaktanzeige für sie: Gegner gesucht. Okay, dem BVB fehlten ein paar Verletzte. Und selbst die beste Mannschaft kann schnell mal 0:2 zurückliegen. Doch dass die Dortmunder dann so gar nicht mehr mitspielten, ließ Lucien Favre noch rehäugiger in die Lichtkegel dreinblicken. Zumal Marco Reus ausrichten ließ, dass sein Trainer ihn nicht auf seiner stärksten Position eingesetzt habe. Mainz, Wolfsburg und Gladbach, die zuletzt ebenfalls gegen die Bayern unter die Räder gerieten, hatten nach vorne mehr jedenfalls zu bieten. Für die Dortmunder muss es sich so angefühlt haben, als würde eine ganze Saison durch ein einziges Spiel entwertet. Eine Saison, in der lange so gut wie alles gelang, und der sie die einzigen waren, die den kriselnden Bayern die Stirn boten.

Dem Spiel mangelte es auch an Feinheiten, vor allem freilich von schwarzgelber Seite, aber nicht nur. Man sah technische Fehler, hüfthohe Pässe, geschundene Ecken und das billigste Tor des Jahres (2:0). Stattdessen viel Kraft, Gier, Mentalität, Flankengewitter, Standardorgeln. Eher Wagner als Mozart.

Wer stand im Blickpunkt?

Sascha Stegemann, der Schiedsrichter der Partie Schalke gegen Frankfurt, der in den Tiefen der Nachspielzeit auf Handelfer für die Eintracht entschied und damit einige Erregung auslöste. In der 99. Minute traf dann Luka Jović zum 1:2-Endstand. Frankfurt bleibt vorne dran, auch weil Ante Rebić mit einem Davor-Suker-Gedächtnis-Trick erfolgreich war. Er streichelte den Ball mit der Sohle an Schalkes Torhüter Nübel vorbei. Sein Landsmann machte im EM-Viertelfinale gegen Deutschland 1996 Andy Köpke auf ähnlich coole Art nass. Schalke kämpfte sehr ordentlich, ärgerte sich am Ende umso mehr. Huub Stevens wusste gar nicht, wohin mit seiner Wut, also schimpfte er auf Stegemann ein (der schon einen Elfmeter für Frankfurt in der ersten Hälfte trotz Videobeweis übersehen hatte). In Stevens’ tiefen Zornesfalten wird die Mannschaft von Schalke 04 diese Woche ein paar Einheiten Straftraining abhalten.

Von den fünf Abstiegskandidaten verloren auch der FC Augsburg und – Hund beißt Mann – Hannover 96. So hätte der Glubb aus Nürnberg in Stuttgart Sieger des Tages werden können, der FCN war nah dran am ersten Auswärtssieg der Saison, hätte den Rückstand auf den VfB auf einen Punkt verkürzen können. Am Ende stand ein Unentschieden. Doch die Hoffnung auf Platz 16 ist noch da, auch dank Matheus Pereira, der Leihgabe von Sporting Lissabon, dem gefährlichsten Mann auf dem Feld. Stuttgart muss sich damit anfreunden, dass mehr als der Relegationsplatz nur schwer drin ist. Das Tor des VfB war gerade so Nichtabseits, was die Spezialisten im Kölner Keller in nicht mal drei Minütchen feststellten. Nürnberg hat auch einen neuen Sportvorstand: Robert Palikuča, 40, kommt von Fortuna Düsseldorf, wo er lange Scout war.

Wer spielt im DFB-Pokal-Halbfinale?

Werder Bremen – Bayern München
Hamburger SV – RB Leipzig

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