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Neuseeland: Attentäter von Christchurch wird psychiatrisch untersucht

Über den mutmaßlichen
Attentäter von Christchurch soll ein psychiatrisches Gutachten angefertigt werden.
Das ordnete das zuständige Gericht der neuseeländischen Stadt während einer
Anhörung des Attentäters Brenton Tarrant an. Durch die Untersuchung
soll seine Prozessfähigkeit festgestellt werden. “Das ist ein
völlig normaler Schritt. Man sollte da nichts hineinlesen”, sagte
Richter Cameron Mander.

Er trat damit Befürchtungen entgegen, dass
der Australier wegen Zweifeln an seinem Geisteszustand einem Gerichtsverfahren entgehen könnte. Einen Termin für den Prozess gibt es
noch nicht. Bei dem jetzigen Gerichtstermin wurden die
Anklagepunkte verlesen: Sie lauten auf 50-fachen Mord und versuchten Mord in 39
Fällen.

Für den
Gerichtstermin erschien der mutmaßliche Täter nicht – wie
eigentlich üblich – persönlich im Gerichtssaal, sondern wurde per
Video-Übertragung zugeschaltet. Tarrant sitzt in Auckland – etwa
1.000 Kilometer von Christchurch entfernt – im einzigen
Hochsicherheitsgefängnis Neuseelands in Untersuchungshaft. Er trug
während der Schalte graue Anstaltskleidung und Handschellen. Die
etwa 30 Minuten dauernde Anhörung verfolgte er schweigend. Er zeigte
auch keine Emotionen. Obwohl es zunächst geheißen hatte, Tarrant
würde sich selbst verteidigen, vertraten ihn die beiden Anwälte
Shane Tait und Jonathan Hudson. Auf die Unterstützung eines ersten
Pflichtverteidigers hatte er kurz nach seiner Festnahme verzichtet.
Im Gerichtssaal saßen auch zahlreiche Angehörige von Todesopfern.
Rund um das Gebäude war die Polizei stark präsent. Zwischenfälle
gab es keine.

16 Verletzte noch im Krankenhaus

Am
15. März hatte Terrant in zwei Moscheen in Christchurch um sich
geschossen
und dabei 50 Menschen getötet und fast
ebenso viele verletzt. Immer
noch müssen 16 Verletzte wegen ihrer Schusswunden in Krankenhäusern
behandelt werden. Eine Person ist nach Klinik-Angaben immer noch in
kritischem Zustand.

Der
Täter hatte große Teile der Tat mit einer Helmkamera über Facebook
live ins Internet übertragen.
Auszüge aus dem etwa 17-minütigen
Video kursieren immer noch. Zuvor hatte er ein Manifest
mit rechtsradikalen und rassistischen Parolen ins Internet gestellt
und auch per Mail verschickt. Zudem
stand er mit österreichischen Rechtsextremen in Kontakt. Die
Ermittler gehen davon aus, dass die Anschläge einen terroristischen
Hintergrund hatten. Der nächste Gerichtstermin mit Tarrant wurde auf
den 14. Juni festgesetzt.

Als Folge des
Anschlags hat Neuseeland seine Waffengesetze verschärft. Der Besitz
von halbautomatischen Waffen – also automatisch nachladenden
Waffen, wie sie der Schütze verwendet hatte – ist dort nun
verboten. Im Nachbarland Australien beschloss das Parlament am
Donnerstag, dass Internet-Unternehmen, die Videos von Terrorangriffen
verbreiten, mit hohen Geldstrafen und deren Manager sogar mit Haft
bestraft werden können.

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