/Nissan: Automanager Ghosn in Japan erneut festgenommen

Nissan: Automanager Ghosn in Japan erneut festgenommen

Der frühere Chef von Renault und Nissan, Carlos Ghosn, hat seine erneute Verhaftung bestätigt – nur knapp einen Monat nach seiner Freilassung gegen Kaution vor seinem Prozess wegen mutmaßlicher
Finanzvergehen. Die Staatsanwaltschaft in Tokio ermittle wegen weiterer Vorwürfe des
schweren Vertrauensbruchs gegen Ghosn, berichtete die
japanische Nachrichtenagentur Kyodo am frühen Donnerstagmorgen.

Es handelt sich schon um den vierten Haftbefehl nach japanischem Recht gegen Ghosn,
der das Bündnis zwischen Nissan und Renault geschmiedet hatte. Er war schon am 19.
November in Tokio festgenommen worden, weil er angeblich gegen Börsenauflagen verstoßen haben soll; zudem soll er private Investitionsverluste auf
Nissan übertragen haben. Er wurde angeklagt und erst nach wochenlanger
Untersuchungshaft kürzlich gegen Kaution entlassen. 

Ghosn wollte seine Unschuld beweisen

Neue Vorwürfe gegen Ghosn drehen sich offenbar um eine
Untersuchung von Nissans französischem Allianzpartner Renault zu
Zahlungen an einen großen Händlerbetrieb im Oman. Ein Teil des Geldes
soll Ghosns selbst eingesteckt haben.  Zweifelhafte Zahlungen von mehreren Millionen Euro soll es zudem
bei der gemeinsamen Tochtergesellschaft von Renault und Nissan, RNBV mit Sitz in Amsterdam, gegeben haben. Die
Überprüfungen dazu seien aber noch nicht endgültig abgeschlossen. Die Informationen seien bereits an die
französische Justiz weitergegeben worden.

Auch diese
Anschuldigung ließ der Automanager zurückweisen. Der 65-Jährige hatte am Mittwoch per Twitter eine Pressekonferenz für
den 11. April angekündigt, auf der er “die Wahrheit” über das aktuelle
Geschehen preisgeben wolle. Zu den Auflagen für seine Freilassung gegen
Kaution gehörte ein Verzicht auf Internetnutzung. Ob die Behörden seinen
Tweet als Verstoß werten, ist unklar.

Anwalt bezeichnet erneuten Haftbefehl als “Geiselnahme”

In seiner jünsten Erklärung übte Ghosn über seinen Sprecher scharfe
Kritik an seiner erneuten Verhaftung. Es handele sich dabei um eine
ungeheuerliche und willkürliche Maßnahme. Seine Verhaftung sei Teil eines weiteren Versuches einiger Nissan-Akteure, ihn mundtot zu
machen, indem sie die Staatsanwälte in die Irre führten. “Warum mich
festnehmen, außer um mich zu brechen?”, hieß es. “Ich werde mich nicht
brechen lassen.” Er sei unschuldig.

Ghosns Anwalt Junichiro Hironaka bezeichnete die erneute Festnahme als  “extrem unangemessen” und vollkommen unverständlich. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft verglich er
mit einer “Geiselnahme”.

Die
Staatsanwaltschaft in Tokio ermittelt nach japanischen Medienberichten
wegen weiterer Vorwürfe des schweren Vertrauensbruchs gegen Ghosn. Dabei soll es um den Missbrauch von Geldern des von Ghosn einst geführten Renault-Partners Nissan gehen, die dieser an einen Vertriebspartner im Mittleren Osten gezahlt haben soll. Ghosn hatte am Mittwoch eine Pressekonferenz für den 11. April angekündigt.

Ghosn galt als
Lichtgestalt der Autobranche. Über 20 Jahre hinweg hatte er den kurz
vorm Bankrott stehenden Konzern Nissan zu einem der größten Akteure der
Industrie geformt und in eine Allianz mit Renault und dem kleineren
japanischen Partner Mitsubishi geführt. Sein Fall hat international
großes Aufsehen ausgelöst.

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