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Jupitermonde: Der große Untreue im Kreise seiner Liebsten

Über die eheliche Treue des Göttervaters Jupiter mag man urteilen, wie man
will. Festzustellen ist, dass niemand im Olymp es damit weniger genau nahm als er. Für die
Astronomen zumindest ist die ausgeprägte Promiskuität des römischen Obergotts sehr vorteilhaft
– und jetzt auch ein Glück für alle Fans der Himmelskunde.

Die sind in einem Wettbewerb aufgerufen, fünf neue Monde zu benennen, die den Planeten Jupiter umkreisen. Nach ihrer Entdeckung waren sie vorläufig mit Kürzeln versehen worden, so heißt einer der Monde “S/2018 J1”. Das ist jedoch recht profan, und deshalb kann noch bis Mitte April jedermann etwas Poetischeres vorschlagen. Es genügt ein formloser Tweet an @JupiterLunacy, versehen mit dem Schlagwort #NameJupitersMoons. (Wer seinen Vorschlag nicht auf 280 Zeichen erläutern will, der kann ja ein Erklärvideo twittern.)

Zweierlei ist daran bemerkenswert. Erstens, dass es gar nicht so leicht ist, einen passenden Namen zu finden. Und zweitens, dass überhaupt die Öffentlichkeit gefragt wird. Schließlich haben die Entdecker der neuen Jupitermonde, Scott Sheppard und seine Kollegen von der Carnegie Institution, das Vorschlagsrecht für die Benennung. Sie wollen stattdessen aber die besten Ideen der Astronomiefans weiterreichen.

Wer eine Chance haben will, muss allerdings eine geradezu olympische Vielzahl von Kriterien bedenken: Die Namen sollen nicht länger als 16 Buchstaben sein und keinem bereits vergebenen Namen zu sehr ähneln, sie dürfen in keiner Sprache anstößig klingen, nicht werblich sein oder noch lebenden Personen gewidmet … und so weiter. Und dann ist da noch die Besonderheit mit der Promiskuität: Pate stehen muss jemand aus der Patchworkfamilie des Göttervaters.

Zunächst war man dabei recht streng. Die vier großen, im Jahr 1610 von Galileo Galilei entdeckten Monde des Jupiters – Io, Europa, Ganymed und Kallisto – tragen Namen von Figuren, die allesamt in der antiken Mythologie als Geliebte Jupiters auftreten. Einige der kleineren Monde wurden später nach Kindern des griechisch-römischen Chefolympiers benannt. Und seit dem Jahr 2003 dürfen auch entferntere Nachkommen Pate für Neuentdeckungen stehen. “Der Grund war einfach, dass uns sonst die Namen ausgegangen wären, weil Jupiter viel mehr Monde hat als ursprünglich angenommen”, sagt Rita Schulz, die bei der Internationalen Astronomischen Union dem entscheidenden Gremium für alle Himmelskörperbezeichnungen vorsitzt: der “Arbeitsgruppe für planetare Nomenklatur” (ja, die gibt’s).

Ihr wird Sheppard bald seine Favoriten aus dem #NameJupitersMoons-Wettbewerb schicken. Fest steht bereits, wie die neuen Namen enden müssen: Alle Begleiter, deren Bahn in der Drehrichtung des Planeten verläuft (“prograd”), müssen auf -a enden; diejenigen, die sich gegenläufig (“retrograd”) bewegen, benötigen einen Namen mit dem Schlussbuchstaben -e. Nun versuchen sich auf Erden die Twitternutzer mit Vorschlägen zu übertrumpfen: seine Geliebte Iodama, seine Tochter Melete? Oder Ate, Jupitertochter und Göttin der Lüge, wäre das kein passender Name für einen gegenläufigen Trabanten? Oder Danaë, die Mutter des Perseus, den diese empfing, nachdem sich der Göttervater in, nun ja, Goldregen verwandelt hatte? Ein Hoch auf Jupiters Untreue!

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