/Gesetzentwurf zur Organspende: Ärztepräsident unterstützt Widerspruchslösung bei Organspende

Gesetzentwurf zur Organspende: Ärztepräsident unterstützt Widerspruchslösung bei Organspende

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat den Gesetzentwurf der großen Koalition zur Organspende befürwortet. “Das ist ein sehr sinnvoller Vorstoß”, sagte Montgomery
der Passauer Neuen Presse. “Medizinisch und
ethisch ist die Widerspruchslösung das einzig Richtige.” Er hoffe, dass
dieser Gesetzentwurf am Ende der parlamentarischen Debatte eine Mehrheit
bekommen werde.

Der von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgearbeitete Gesetzentwurf sieht mit der sogenanntem Widerspruchslösung vor, dass alle deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 16 Jahren über den
Zeitraum von einem Jahr ausführlich
informiert und schließlich als Spender registriert werden – außer sie
widersprechen.
Die Entscheidung soll jederzeit revidiert werden können. Liegt kein
Widerspruch vor, sollen Angehörige nach dem Tod eines möglichen
Spenders zudem gefragt werden, ob der Tote einer Organentnahme
zugestimmt hat.

Bedenken, Organe könnten bei dieser Variante zu früh entnommen werden,
könne er “überhaupt nicht nachvollziehen”, sagte Montgomery. “Die
Annahme, man werde als Spender schlechter medizinisch
versorgt, weil alle auf die Organe warten, ist kompletter Unsinn. Wir
haben mit den Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes klare und gute
Regeln, wie man damit umgeht.”

Zuvor äußerten sich Kritiker zum neuen Gesetzentwurf. Sie sehen die Freiwilligkeit der Spendenbereitschaft in Gefahr. Zuletzt sagte die Parteivorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, im ZDF: “Ich habe große Befürchtungen nach Gesprächen mit Betroffenen, dem
Ethikrat und den Debatten im Bundestag, dass durch diesen Zwang, den der
Staat hier ausübt, eine Abwehrhaltung erfolgt.” Eine fraktionsübergreifende Gruppe um Baerbock
schlägt dagegen verbindliche regelmäßige Befragungen der Bürger etwa
beim Ausweisabholen in Ämtern vor. Das sei eine “grundrechtsschonendere
Alternative”, sagte Baerbock in der ARD-Sendung hart aber fair.

Die Zahl der verfügbaren Spenderorgane reicht seit Jahren nicht aus. In
Deutschland standen zuletzt 9.400 Patientinnen und Patienten auf den
Wartelisten für eine Organtransplantation. Erstmals seit 2010 war die
Zahl der Organspender im vergangenen Jahr wieder gestiegen. 955 Menschen
spendeten nach ihrem Tod ihre Organe für schwerkranke Patienten. Im
Vergleich zu 2017 ist das eine Steigerung von knapp 20 Prozent. Erwartet
wird, dass der Bundestag ergebnisoffen und ohne Fraktionszwang über die
Neuregelung zur Organspende abstimmen wird.

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