/Harald Martenstein: Über Sprachregelungen

Harald Martenstein: Über Sprachregelungen

Ein freundlicher Leser, Herr B., hat mich auf eine sprachliche Ungerechtigkeit hingewiesen. Wir sind ja gesamtgesellschaftlich gerade dabei, die deutsche Sprache auf Ungerechtigkeiten durchzuchecken und vielerorts das gendergerechte Sprech einzuführen. Herr B. verweist darauf, dass immer noch Menschen den Rülpser eines Säuglings als “Bäuerlein” bezeichnen und damit den hart arbeitenden Stand und schlecht bezahlten Stand der Landwirte in schwer erträglicher Weise herabsetzen. Auch ich habe dies oft genug getan, allerdings sagt man in unserer Gegend “Bäuerchen”. Bei einem echten Bäuerchen kommt immer noch ein wenig Flüssigkeit hoch und ergießt sich auf den Schlabberlatz oder die elterliche Kleidung. Ist oder war dies auf dem flachen Land besonders verbreitet, ziehen deshalb so viele in die Stadt? Irgendwo muss der Ausdruck herkommen. Nachwachsende Bäuerinnen scheinen weniger oft zu rülpsen, sonst hieße es “Bäuerinnenchen”. Frauen achten mehr auf sich.

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