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“Fliegen”: Leben mit Bahncard 100

Albrecht Selge porträtiert eine rastlose ICE-Nomadin, die nie aus dem Zug aussteigt.

1. April 2019, 7:46 UhrAktualisiert am 1. April 2019, 7:46 Uhr

"Fliegen": Die Protagonistin ist eine Getriebene – so wie alle im Zug, die permanent durch die Welt rotieren.

Die Protagonistin ist eine Getriebene – so wie alle im Zug, die permanent durch die Welt rotieren.
© Paul Zinken/dpa

Die ältere Frau, die Albrecht Selge auf eine unendliche Bahnfahrt schickt,
lamentiert nicht. Ihr geht es nicht um den Luxus der Selbstbespiegelung (wie man das aus den
Bahnfahrer-Romanen von Sten Nadolny kennt), sondern um die Existenz. Früher hatte die
ICE-Nomadin anständige Jobs, einen Ehemann, eine Wohnung, das Gerüst eines bürgerlichen
Lebens. Nach und nach ist ihr das alles weggebrochen. Jetzt ist sie schon im zweiten Jahr mit
ihrer Bahncard 100 unterwegs, jede Woche dieselbe Route, immer im Kreis. Eine Obdachlose auf
Rädern, die im Zug Flaschen einsammelt und sie an den Bahnhöfen abgibt, um ihre Mickerrente
aufzustocken.

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