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Car2x: Ampel an Auto, können Sie mich hören?

Autos schlittern über die zugefrorene Ostsee bei Lulea im Norden Schwedens. Im Cockpit des Volvo V60 blinkt
und warnt es unablässig: Vorsicht, Gefahr! Aber nicht, weil sein Fahrer selbst die Kontrolle verloren hätte – der Kombi empfängt die entsprechenden Signale von anderen Autos des
schwedischen Herstellers. Sie sollen hier ihre Winterqualitäten demonstrieren – und zeigen nebenbei Car2X in Aktion.

Diese automatische
Kommunikation im Straßenverkehr gilt als die nächste wichtige technologische
Innovation in der Automobilindustrie. Sie soll künftig Unfälle vermeiden,
Staus auflösen, Energie sparen, die Reisezeit verkürzen und den Komfort
erhöhen. Die Vision: Jede Information steht jedem Verkehrsteilnehmer sofort zur
Verfügung. Rutschige Straßen, Baustellen, das nahende Auto auf der
Vorfahrtstraße, die rote Ampel, der Radfahrer voraus – irgendein Auto erkennt es mit seinen Kameras oder Sensoren und teilt es mit den anderen in der Umgebung. 

Die Kommunikation der Autos einer Marke untereinander wie in dem
Volvo-Beispiel gehört auch bei anderen Herstellern zum Standard neuer Modelle. Sie ist aber nur ein erster Schritt einer tiefgreifenden
Vernetzung, einer von insgesamt vier Kanälen, auf denen bald gefunkt werden
soll. Die anderen drei sind: der Datenaustausch mit der Infrastruktur wie Ampeln oder intelligenten Schilderbrücken, jener mit einer Zentralstelle,
die alle Informationen sammelt und bewertet, und die digitale Kommunikation mit
Verkehrsteilnehmern, die nicht im Auto unterwegs sind. Schließlich führt fast
jeder – ob er nun zu Fuß unterwegs ist, per Rad oder einem Elektroscooter – ein
Smartphone mit sich, das etwa Standort oder Bewegungsrichtung kennt.

Ohne 5G-Netz geht nichts

Welche dieser Technologien für welche Information zum
Einsatz kommt, hängt von der Art der Information und der erforderlichen
Schnelligkeit ab. “Es macht keinen Sinn, gefährliches Glatteis erst an eine
Zentrale zu melden, die das dann an alle Autos weitermeldet”, erklärt
Audi-Entwicklungsingenieur Christian Hauner, “das geht dann in echt direkt an
die Fahrzeuge im näheren Umkreis.”

Diese direkte Warnung von Auto zu Auto ist auch jene Funktion,
die schon am weitesten verbreitet ist. Die übrigen Kanäle sind größtenteils noch Zukunftsvisionen. Eine wichtige Voraussetzung, um sie zu verwirklichen, ist ein funktionierendes, superschnelles 5G-Netz – und dessen
Aufbau startet in Deutschland gerade erst. “Das muss nicht zwingend absolut
lückenlos sein”, sagt Christian Voigt, Entwicklungsleiter für Car2X-Technologien
bei Audi, “aber eine großflächige Abdeckung ist schon notwendig.” Daneben hilft
die teils schon verfügbare, besonders effektive 4G-Variante LTE-V.

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