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Lyft: Der eine fährt, der andere wird reich

Der Investor

Ben Horowitz gehört mit seiner Investmentfirma Andreessen Horowitz zu den
großen Profiteuren des bevorstehenden Lyft-Börsengangs. Dem Nachrichtendienst Bloomberg
zufolge hält sein Fonds mit Sitz im kalifornischen Menlo Park, wo die prominentesten Geldgeber
des Silicon Valley zu Hause sind, 15 Millionen Anteile an Lyft, das sind 6,3 Prozent des
Unternehmens. Bei einem Aktienpreis von 62 bis 68 Dollar, den das Unternehmen anpeilt, würde
der Anteil von Horowitz’ Fonds mit dem Börsendebüt über Nacht einen Wert von bis zu 1,02
Milliarden Dollar erreichen. Für Ben Horowitz und andere Investoren, die früh eingestiegen
sind, wäre das ein gewaltiger Gewinn. Als der heute 52-Jährige im Jahr 2013 einer der frühen
Geldgeber der Taxi-App war, hatte er für die Anteile noch 60 Millionen Dollar bezahlt.

Den Gewinn wird sich Horowitz mit jenen teilen, für die er das Geld angelegt hat. Wagniskapitalgeber wie er sammeln Kapital von Pensionskassen, Vermögensverwaltern, Versicherern und sehr wohlhabenden Privatanlegern ein, um es in Start-ups wie Lyft zu investieren. Dafür bekommen sie von den Anlegern eine Managementgebühr, in der Regel zwei Prozent. Das ist aber nur ein geringer Teil des Einkommens von Firmen wie Andreessen Horowitz. Gelingt es ihnen, die Start-ups später an einen Konzern zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, dann müssen die Wagniskapitalgeber ihren Investoren die Gewinne zwar weiterreichen. Allerdings dürfen die Partner der Fondsfirma einen Teil behalten. Horowitz’ Mitgründer Marc Andreessen erklärte einmal, dass dies bei ihm in der Firma bis zu 30 Prozent der Gewinne ausmache. Für Horowitz spielen neue Einkommen zur Subsistenzsicherung aber keine Rolle mehr. Er verfügt laut Schätzungen über ein Privatvermögen im Milliarden-Dollar-Bereich.

Bevor Horowitz zu einem der bekanntesten Profi-Investoren im Silicon Valley wurde, hat der studierte Informatiker selbst mehrfach Unternehmen gegründet. Zusammen mit dem Internetpionier Marc Andreessen startete er eine Firma namens Loudcloud, eines der ersten Unternehmen, die Software aus der Cloud als Service für andere Unternehmen anboten. Die beiden verkauften das Start-up 2007 für 1,6 Milliarden Dollar an den Computerkonzern Hewlett-Packard. Horowitz hatte Andreessen Anfang der Neunziger bei Netscape kennengelernt. Das Unternehmen entwickelte eines der ersten Browser-Programme, mit denen Nutzer das Internet durchsuchen konnten.

Als Horowitz’ Fonds bei Lyft einstieg, zählte die App 120.000 Fahrten im Monat. Im letzten Quartal 2018 waren es laut Börsenprospekt im Schnitt schon 59 Millionen pro Monat, der Marktanteil an den Taxi-App-Fahrten in Nordamerika liegt nach Unternehmensangaben bei 39 Prozent. Hauptkonkurrent Uber, der in 60 Ländern aktiv ist, gibt selbst keine Geschäftszahlen bekannt. Nach Berechnungen von Second Measure, einer Marktforschungsfirma, die Kartenzahlungen auswertet, kam Lyft im Oktober 2018 in den USA auf 28,4 Prozent und Uber auf 69,2 Prozent. Die restlichen Apps erreichten also nur 2,4 Prozent.

Als Lyft im Dezember 2019 den Börsengang anmeldete, kündigte Uber an, ebenfalls an die Börse gehen zu wollen. Daraufhin zog Lyft das Debüt auf Ende März vor. Horowitz und die anderen Lyft-Investoren mussten nämlich fürchten, dass das Interesse von Aktionären nach dem Debüt von Uber im April stark nachlassen würde. Schließlich wird für Uber eine Rekordbörsenbewertung von 120 Milliarden Dollar erwartet. Lyft rechnet “nur” mit 23 bis 25 Milliarden.

Profitabel ist Lyft nicht. Im vergangenen Jahr verdoppelte das Unternehmen den Umsatz gegenüber 2017 zwar auf 2,2 Milliarden Dollar. Dabei legten aber auch die Verluste um mehr als 30 Prozent auf 911 Millionen Dollar zu. (Uber machte 2018 11,3 Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Verluste gingen um 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar zurück.) Das Minus bei Lyft und Uber ergibt sich vor allem aus Marketingkosten und Zuschüssen für Fahrten, um Marktanteile zu gewinnen. Es wäre noch höher ausgefallen, wenn das Management nicht die Entlohnung der Fahrer reduziert hätte. Dadurch sparte das Unternehmen 925 Millionen Dollar ein.

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