/Theresa May: “Wie eine Spiele-Show auf Crystal Meth”

Theresa May: “Wie eine Spiele-Show auf Crystal Meth”

Das britische Parlament konnte sich am Mittwochabend nicht auf eine Alternative zum Brexit-Abkommen von Theresa May festlegen: Keine der acht Optionen, über die die Abgeordneten abstimmen konnten,
bekam eine Mehrheit. Britische Medien beschäftigt allerdings vor allem das Rücktrittsangebot der Regierungschefin.

“Theresa May hat sich dem Unvermeidbaren gebeugt”, schreibt etwa die Times. Sie habe mit dem Brexit ein “nahezu unmögliches Blatt” erhalten, dass sie dann auch noch erstaunlich schlecht gespielt habe. “Die Litanei ihrer Fehltritte ist bekannt – von der Entscheidung, den EU-Austrittsartikel 50 ohne einen Plan zu aktivieren, über ihre viel zu starren roten Linien bis zur Verweigerung einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit selbst nachdem sie ihre Parlamentsmehrheit durch vermasselten Neuwahlen verloren hatte.” Am Ende habe sie das  Vertrauen aller verspielt, deren Unterstützung sie brauchte – ihres Kabinetts, ihrer Partei, des Parlaments und der EU.

Großbritannien – Britisches Parlament lehnt Brexit-Alternativen ab
Das Unterhaus hat alle acht Alternativen zum Austrittsabkommen mit der EU abgelehnt. Das knappste Ergebnis erhielt der Vorschlag, eine permanente Zollunion einzugehen.

© Foto: Jessica Taylor/House of Commons/dpa

Das Boulevard-Blatt Sun lobt dagegen Mays Angebot, zurückzutreten. “Viele unfreundliche Worte sind über May gefallen. Ihrer monumentalen Aufgabe und dem unmöglichen Druck, dem sie ausgesetzt war, wird das nicht gerecht.” Ihr Rücktritt wäre ein richtiger Schritt, der eine Mehrheit für ihren Brexit-Deal sichern könnte.

Die BBC kommentiert, das Angebot sei die größte Geste, die einem Staatenlenker zur Verfügung stehe. Ob ein möglicher Rücktritt allerdings für eine Zustimmung zum Brexit-Deal reiche, sei zweifelhaft. “Die Spaltung und Spannung zwischen und innerhalb unserer Regierung – und im Parlament – sind zu tief, um diese Zitterpartie schnell enden zu lassen.”

Für den Daily Mirror war der Schritt unvermeidlich. “Wenn sie sich nicht freiwillig in das Schwert gestürzt hätte – ihre Widersacher wären ihr damit schon bald in den Rücken gefallen.” Allerdings werde selbst der freiwillige Machtverzicht nicht ausreichen, um ihren “ramponierten Ruf” wiederherzustellen. “Sie wird im Gedächtnis bleiben als der Anführer, dessen falscher Umgang mit dem Brexit das Land spaltete.”

Der Guardian widmet sich schließlich grundsätzlicher der Situation. Der Brexit sei zu einer Ausgabe von “Crystal Maze” – einer in
Großbritannien beliebten Labyrinth-Spiele-Show – auf Crystal Meth
mutiert:
Es handle sich um eine Welt, “in der normale Regeln nicht mehr gelten
und die Wahrheit eine Halbwertszeit von Millisekunden” habe. Dabei sei
der EU-Austritt ursprünglich vom Versprechen des “Take back control”
getrieben worden. Diese Kontrolle aber habe die Regierung verloren, “da
alles, was sie anfängt zu Mist wird”.

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