/“Gegenlauschangriff”: Die Hörgeräte des Ostens

“Gegenlauschangriff”: Die Hörgeräte des Ostens

Christoph Hein rekapituliert in 28 wunderbar lakonischen Anekdoten Glanz und Elend seiner Schriftstellerexistenz in der untergegangenen DDR.

28. März 2019, 9:03 UhrEditiert am 28. März 2019, 9:03 Uhr

"Gegenlauschangriff": Der Schriftsteller Christoph Hein

Der Schriftsteller Christoph Hein
© Hendrik Schmidt/dpa

Im Kapitalismus, der dem Geld alles unterordnet, ist auch die Sprache nur
eine Ware, die sich auf dem Markt behaupten muss. Im Kommunismus hingegen ist die Sprache das
alles beherrschende Medium. Durch sie wurde die Herrschaft der Politik über die Herrschaft der
Ökonomie durchgesetzt. Die grausamen Philosophenstaaten des Ostens – allesamt Kopfgeburten, es
gab so gut wie keinen Parteienführer ohne dialektisches Werk – bewachten die Sprache ihrer
Bürger akribisch. Jeder Satz war von Gewicht, ganz anders als im Westen, wo zwar die Freiheit
des Wortes gewährleistet war, aber um den Preis weitgehender Machtlosigkeit von Literatur und
Philosophie. Gerade weil die Sprache im Osten so potent war und es immer um die richtige,
gültige, wahre Auslegung des Materialismus ging, wurde sie kontrolliert und verfolgt.

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